Häufige Naturheiler-Argumente, eine Zusammenstellung

BLOG: Detritus

Gedanken, biologisch abgebaut
Detritus

Zahlreiche Verfechter der Komplementär- oder Alternativmedizin neigen zu gewissen argumentativen Fehlleistungen, wenn es um die Verteidigung ihres Tätigkeitsfeldes geht.

Ich habe versucht, mal zusammenzustellen, was die meistgehörten Pseudo-Argumente sind, denen ich begegnet bin. Eigentlich sind es fast immer dieselben. Viele ähneln sich, aber wenige sind es leider nicht.

Listen mit Erklärungen von logischen Fehlschlüssen gibt es zuhauf, etwa hier, hier oder sogar hier in der Wikipedia. Ich werde den Artikel in Zukunft immer mal wieder erweitern und umarbeiten, vielleicht kann ja so eine echte FAQ (oder FHA, frequently heard arguments) entstehen.

Ich freue mich über Ergänzungen und Kommentare! Vor allem wäre ich für Hinweise dankbar, wie man das alles sortieren und kategorisieren sollte.

1. Argumente, die Alternativmedizin mit „Natürlichkeit“ begründen

1.1 Natürliche Arzneimittel sind wirksamer oder haben weniger Nebenwirkungen als chemisch-synthetische, allein weil sie natürlichen Ursprungs sind.

 Wenn die Wirksubstanzen bis auf ihre Herkunft nichts unterscheidet, sind „natürliche“ und „chemische“ Substanzen im Hinblick auf ihre Wirksamkeit absolut gleichwertig. Die Herkunft allein rechtfertigt nicht die eine bessere Wirksamkeit oder Anwendungssicherheit.

Oft werden natürliche Substanzen aber als „gut“ dargestellt, allein weil Natur als „gut“ angesehen wird (naturalistischer Fehlschluss). Dabei stammen die giftigsten und schädlichsten Substanzen direkt aus der guten Natur: Aflatoxine, Botulinumtoxin, Rizin oder die vielen Radionuklide. Umgekehrt sind zwar auch viele künstliche Substanzen giftig, aber das liegt an ihrer spezifischen Wirkung, und nicht an ihrer Herkunft.

1.2 Natürliche (bzw. eine x-beliebige Kategorie von) Substanzen haben gar keine Nebenwirkungen bei hoher Wirksamkeit. Konventionelle Substanzen dagegen haben viele Nebenwirkungen bei geringer Wirksamkeit.

 In einem Standardlehrbuch der Pharmakologie/Toxikologie kann man lesen: „Ein Arzneimittel, das keine Nebenwirkung hat, steht in dringendem Verdacht, auch keine Hauptwirkung zu haben.“ Selten sind Substanzwirkungen so spezifisch, dass sie nur in der gewünschten Weise mit unserem Körper interagieren, und nicht mit anderen, Nicht-Ziel-Molekülen. Die Variabilität unter den Menschen macht eine Wirksamkeit eines so hochspezifischen Moleküls in der breiten Masse unwahrscheinlich.

Da einige alternativmedizinische Präparate durchaus toxikologisch wirksame Bestandteile enthalten, kann man dann auch von Nebenwirkungen ausgehen.

Aber selbst, wenn man wirklich von wirkungs- und nebenwirkungsfreien Mitteln ausgeht, dann ist das Vorgehen an sich doch nicht ohne (Neben)wirkung. Zu dem bösen Bruder des Placeboeffekts, dem Noceboeffekt, gesellt sich die Gefahr durch das Fortschreiten und die eventuelle Verschlimmerung durch die Nichtbehandlung der Krankheit. In der alternativmedizinischen Szene ist es sozusagen Pflicht, unspezifische Effekte wie den Placeboeffekt als besondere Wirkung zu verkaufen. Das ist eigentlich nur logisch, denn in die Kategorie der Komplementär- und Alternativmedizin fallen naturgemäß alle Methoden, die keinen spezifischen physiologischen Nutzen nachweisen konnten.

1.3 Typische natürliche Arzneimittel sind als Naturprodukte immer ein Gemisch aus Substanzen, die zusammenwirken. Sie sind damit besser verträglich, ärmer an Nebenwirkungen, wirksamer, etc.

Grundsätzlich ist es vorteilhaft, wenn jeder Bestandteil eines Medikaments möglichst genau charakterisiert ist, damit man etwa vernünftige Dosis-Wirkungskurven erstellen kann oder unvermeidliche Nebenwirkungen aufklärt. Damit sind Medikamente mit genau definierter Zusammensetzung wahrscheinlich besser als ein Substanzgemisch mit womöglich unbekannten Wirkungen und Nebenwirkungen. Für das natürliche Substanzgemisch gilt eben auch, dass nicht alle Bestandteile eine positive Wirkung haben müssen: Gerade Pflanzen als Meister der chemischen Selbstverteidigung haben ein Arsenal an Stoffen zur Verfügung, von denen nur ein Bruchteil analysiert ist.

2. Kritik an den Praktiken der Pharmaindustrie und des Medizinbetriebs

2.1 Das konventionelle Medizinsystem mit der ausschließlich profitorientierten Pharmaindustrie und den Ärzten als Großverdienern dient in erster Linie zum Geldverdienen, weshalb diese Medikamente mehr schaden als nützen. Alternativmedizinische Konzepte dagegen sind an den Bedürfnissen des Menschen orientiert, weshalb sie mehr nützen als schaden. 

Es wird ständig versucht, einem das Bild der Alternativmediziner als Rebellen gegen das reiche und korrupte Pharma-Establishment zu vermitteln. Dabei sagt die Größe der Portokasse nichts darüber aus, wie valide die jeweiligen Therapiekonzepte sind (Argumentum ad lazarum). Die Wirksamkeit einer Substanz ist unabhängig davon, ob mit ihr viel oder wenig Geld verdient wird.

Davon abgesehen sind die Hersteller von Homöopathika und natürlichen Arzneimitteln selbst Teil der Pharmaindustrie, die mit diesem Markt Millionen einfährt. Konventionelle wie alternativmedizinische Pharmaunternehmen verwenden nachweislich dieselben verwerflichen Methoden, um ihre Produkte besser dastehen zu lassen: sie verstecken missliebige Daten und sie führen Ärzte in die Irre darüber, welche Therapien gut sind und welche nicht.

2.2 Das konventionelle Medizinsystem ist voller Fehler, weshalb alternativmedizinischen Konzepte die bessere Alternative sind.

Oft gehört, und doch nur ein einfacher „non sequitur“-Fehlschluss. Es mag wahr sein, dass konventionelle  Medizin nicht perfekt ist, aber aus dieser Unzulänglichkeit folgt nicht, dass die Alternativmedizin Gültigkeit hätte.

2.3 Die konventionelle Medizin genügt ihren eigenen Ansprüchen nicht. Deshalb dürfen Vertreter der konventionellen Medizin keine alternativmedizinischen Konzepte kritisieren.

Der tu quoque („du auch“) Fehlschluss: Nur weil ich selbst meiner Kritik nicht gerecht werden, entzieht mir das nicht das Recht, diese Kritik an anderen zu üben. Der Inhalt der Kritik ist unabhängig von der Position oder deren Vorstellungen.

3. Kritik an der Wissenschaft und den Methoden zum Erkenntnisgewinn

3.1 Sogenannte Erkenntnisse in der Wissenschaft und Medizin müssen immer wieder korrigiert werden, daher sind sie nichts wert. 

Unser Wissen und unsere Erkenntnisse sind immer nur vorläufig, wir nähern uns der Wahrheit stets nur an. Diese Auffassung widerspricht damit natürlich allen Religionen, denen bereits die Wahrheit bekannt ist. Die Tatsache, dass in der konventionellen Medizin alle Jubeljahre Therapien und Medikamente als überholt gelten, ist ein Indiz für die grundsätzliche Entwicklungsfähigkeit dieses Feldes. Die Lehren der Anthroposophie und Homöopathie dagegen sind unveränderlich festgeschrieben und damit klassische Dogmen.

3.2 Daten aus wissenschaftlichen Studien sind nichts wert: Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast!

Das Ignorieren der Gegenbeweise (ignoratio elenchi) mit Verweis auf angeblich leicht zu fabrizierende Forschungsergebnisse ist eine Strategie zur Immunisierung gegen Kritik.

Denn eine weltweite Verschwörung, bei der Forschungsergebnisse systematisch zu fälschen, ist zumindest sehr unwahrscheinlich. Grundsätzlich ist es natürlich möglich, dass vor allem Einzelpersonen Studiendaten fälschen und sich anderweitig wissenschaftliches Fehlverhalten zuschulden kommen lassen. Dieses Vorgehen ist für die Fälscher in der Regel nicht besonders lohnenswert, denn Ergebnisse, die sich nicht unabhängig reproduzieren lassen, sind wertlos. Damit hat man ein Dilemma: Auf prestigeträchtigen Themengebieten sitzen konkurrierende Forschergruppen wie die Wölfe und wollen natürlich selbst die große Story bringen. Der Ruhm wäre damit schnell verflogen. Wenig beachtete Themenbereiche haben dagegen nicht den Glanz und die Attraktivität, sodass hier riskante Fälschungen wenig lohnenswert erscheinen. Dabei werden Ergebnisse hier aber seltener überprüft und die Wahrscheinlichkeit, aufzufliegen, ist geringer. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass das Publizieren in Fachliteratur alles andere als ein Zuckerschlecken ist: peer review ist eine große Hürde für Fälscher. Sie ist umgekehrt aber keine Garantie, dass die Ergebnisse wirklich valide sind.

3.3 Es soll erstmal bewiesen werden, dass die XY keinen Effekt hat!

Wer behauptet, ein wirksames Arzneimittel gefunden oder eine Methode wiederentdeckt zu haben, muss das auch belegen können. Es wird mit zweierlei Maß gemessen, denn die Forderung einer Beweislastumkehr würde bei konventionellen Medikamenten schwer akzeptiert werden: wer will schon ungeprüfte Medikamente einnehmen, die solange als wirksam gelten, bis jemand das Gegenteil bewiesen hat?

3.4 Nur weil es keine Beweise der Wirksamkeit gibt, heißt das nicht, dass die Wirksamkeit nicht existiert. (Die Abwesenheit von Belegen ist kein Beleg für die Abwesenheit eines Effekts, absence of evidence is not evidence of absence)

 

Das ist formal gesehen richtig. Wenn allerdings über einen langen Zeitraum alle Versuche, einen Beleg zu erbringen, scheitern, dann kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass er wirklich nicht existiert. Wenn ich meinen Kleiderschrank nach einem bestimmten Kleidungsstück durchsuche, es aber nach mehrmaligem intensiven Durchsuchen nicht finden kann, dann kann ich davon ausgehen, das es nicht im Schrank befindet. Wie soll man auch etwas nachweisen, was gar nicht vorhanden ist?

 

3.5 Das Hamlet-Argument: Später, in ferner Zukunft, wird man die Wirkung von XY wissenschaftlich erklären können. („Shakespeare/Hamlet: Es gibt viele Dinge zwischen Himmel und Erde“, „früher glaubte man, die Erde ist ein Scheibe“, und „man hat früher nicht geglaubt, dass Menschen eines Tages fliegen werden“)

Das Verschieben des Belegs in die Zunkunft bezieht sich in der Regel auf den Wirkmechanismus und nicht auf den Beweis der Wirksamkeit. Dabei ist bei alternativmedizinischen Methoden typischerweise eben die Wirksamkeit nicht gezeigt worden, sodass die Aufklärung eines Wirkmechanismus komplett hinfällig ist. Wenn ein physiologischer Effekt existiert, lässt sich dieser auch zeigen.

3.6 Es gibt Dinge, die sich nicht beweisen und erklären lassen. Daher existiert, was ich immer ich mir ausdenke.

Das Unerklärbare lässt sich nicht durch das scheinbar Unerklärliche rechtfertigen. Die Existenz von Phänomenen, die heute noch nicht aufgeklärt und erklärbar sind, also nur scheinbar unerklärlich, machen nicht jeden beliebigen, unerklärbaren Mumpitz zur Realität.

4. Sonstige beliebte Fehlschlüsse in loser Reihenfolge

4.1 Sie sind noch zu jung, Sie haben sich genügend mit der Methode beschäftigt oder Sie haben nicht genug Erfahrung, um mein Tätigkeitsfeld von Methode XY zu diskutieren oder zu beurteilen.

Sehr beliebter und plumper ad-hominem-Angriff, der dem Gegner die Berechtigung entziehen soll, das Thema überhaupt kritisieren zu dürfen. Dabei ist der grundsätzlich ausschließlich der Inhalt der Kritik entscheidend, und nicht Alter oder Erfahrung des Diskussionsgegners.

4.2 Wer heilt, hat Recht.

Mit diesem Satz soll ein kritisches Hinterfragen des angeblichen Heilmethode vermieden werden. Der springende Punkt hierbei ist, dass der/die vorgeblich „Heilende“ nicht beurteilen kann, ob es die Therapie war, die „geheilt“ hat, oder einer der zahlreichen unspezifischen Nebeneffekte (Placebo-Effekt und Arzt-Patient-Interaktion, Hawthorne-Effekt, Regression zur Mitte, natürlicher Heilungsverlauf). Ohne eine neutrale Kontrolle ist nicht nachzuweisen, ob der Effekt der Maßnahmen spezifisch auf die Therapie zurückzuführen ist, oder möglicherweise nur ein Nebeneffekt der Behandlung war.

Prof. Edzard Ernst dazu in einem Artikel in der Wiener klinischen Wochenschrift, wo er auch die Hintergründe dieser Fehlannahme erläutert:

Hat unser Geistheiler mit seiner Geistheilung recht, nur weil er Dutzende von dankbaren Patienten vorweisen kann? Sicher nicht! Zum einen existieren immer auch Patienten, die nicht „geheilt“ wurden. Die selektiven Mechanismen des klinischen Alltags und des menschlichen Gedächtnisses lassen diese „Nicht-Responder“ gerne unter den Tisch fallen. Zum anderen hat der Geistheiler nicht nur nicht recht, son- dern sogar unrecht; seine therapeutischen „Erfolge“ be- ruhen nicht auf den Wirkungen seiner Therapie, son- dern auf denen des therapeutischen Kontext.

Wenn also nicht belegt ist, dass der/die Heilende wirklich heilt, kann er/sie auch nicht beanspruchen, mit diesen Maßnahmen Recht zu behalten.

4.3 Mir (meinem Kind, meinem Nachbarn, meinem Haustier, etc.) hat es doch aber geholfen. 

Anekdotenbelege sind keine Belege, denn ohne eine kontrollierte Umgebungsbedingungen kann man eine unspezifische Wirkung nicht von einer spezifischen Wirkung trennen. Man kann nicht nachvollziehen, ob wirklich das fragliche Mittel für die Heilung verantwortlich ist.

4.4 Methode/Substanz XY wird seit Jahrtausenden mit Tradition verwendet, also muss sie wirksam sein.

Die Ansicht, etwas hätte sich über die Zeit „bewährt“ und müsse deshalb wirksam sein, nennt man argumentum ad antiquitatem. Andere beliebte Ansichten und Praktiken, die den „Zeittest“ bestanden haben: Astrologie, Voodoo, Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Sklaverei, Folter, Unterdrückung der Frauen, Verfolgung von Homosexuellen, Verstümmelung von weiblichen Geschlechtsorganen und religiöse Kriege. Popularität und Bestandsfestigkeit sind schlechte Kriterien, um irgendeine Maßnahme ethisch oder wissenschaftlich zu rechtfertigen.

4.5 Alternativmedizin wird von zahlreichen Professoren, Schulmedizinern, und Hebammen verwendet. Sogar Präsidenten und Nobelpreisträger nutzen sie und haben sie anerkannt. Aus diesem Grund muss Alternativmedizin wirksam sein. 

Argumentum ad verecundiam. Die Berufung auf Autoritäten beweist nichts.

4.6 Ganz viele Menschen verwenden Alternativmedizin und es gibt tausende ausgebildete Homöopathen und Heilprakiker, die diese Konzepte mit Erfolg verwenden, die können doch nicht alle falsch liegen! 

Das Popularitäts- und Akzeptanzargument: argumentum ad populum. Popularität und Beliebtheit rechtfertigt keine Wirksamkeit. Für dieses Scheinargument und das der Autorität gilt: Menschliches Erfahrungswissen ist weit weniger verlässlich, als systematisch durchgeführte Untersuchungen. Gebete, Beschwörungen, Aderlässe und Schluckbildchen waren früher Heilungspraktiken, die weit verbreitet waren. Deshalb sind sie aber nicht automatisch wirksam. Allerdings ist die „Konsensgläubigkeit“ auch im wissenschaftlichen Bereich weit verbreitet.

Martin Ballaschk ist promovierter Biologe, aber an vielen anderen Naturwissenschaften interessiert. Das Blog dient ihm als Verdauungsorgan für seine Gedanken. Beruflich ist er als Wissenschaftskommunikator, hier rein privat unterwegs.

16 Kommentare

  1. Schrank durchsuchen

    Zu dem Beispiel mit dem Schrank, den man nach einem Kleiderstück durchsucht, dass man auch nach mehrmaligem Suchen nicht findet, möchte ich anmerken, dass dieser Fall öfter vorkommt als man denkt und auch öfter mit dem Ergebnis, dass das Kleiderstück im Schrank war. Problem ist die selektive Wahrnehmung und die so starke Fokussierung, dass man Offensichtliches nicht sieht (Nicht sehen will? Nicht sehen kann?). Ich sage mir dann immer, für Blinde ganz vorn, wobei ich mich in dem Fall als Blinder sehe.

    Abgesehen davon stimme ich ihren Argumenten zu. Allerdings ist für mich der Hauptkritikpunkt an unserer Medizin nicht ob “künstlich” oder “naturlich”. Das scheint mir eine Scheindiskussion zu sein, die an Symptomen herumkuriert, statt zu den Ursachen zu gehen.

    Das Problem unseres Medizinsystems scheint mir vielmehr in der Tatsache zu stecken, dass man mit Krankheit Geld verdient und nicht mit Gesundheit. Aus gesunden Menschen kann die westliche Medizin keine Wertschöpfung generieren, aus kranken dagegen schon. Das muss m.E. systembedingt zu einer Medizin führen, die eher daran interessiert ist, Krankheiten zu finden und zu erfinden, denn einen gesunden Zustand herzustellen und zu bewahren – da nicht lukrativ genug.

  2. Der Schrank

    Natürlich kann man auch erst nach dem 4ten Mal die richtige Unterschwäsche aus dem Schrank fischen und war 3 mal selektiv warnehmend. Aber es geht im Beispiel auch nicht um das morgendliche (am besten noch im Halbschlaf) Durchstöbern des Schranks, sondern das systematische Durchsuchen des selbigen. Hier kann man der selektiven Wahrnehmung oder falschen Fokussierung auf vielerei Art und Weise vorbeugen (besseres Licht, Stapeln & Sortierung des Inhalts usw.).

  3. @Adi @DF

    Dazu kommt, wenn dieser Schrank wie im Fall der Homöopathie seit 200 Jahren mehrere hundert Male systematisch durchsucht hat, ihn entleert, auf den Kopf gestellt, ihn geröntgt, verbrannt und die Asche gesiebt, und dann bestenfalls ein ähnliches Kleidungsstück gefunden hat, sollte man die Suche irgendwann sein lassen.

    Das Medizinsystem hat sicher seine Fehler und die Pharmaindustrie ist ein großes Arschloch. Leider habe ich aber keinen Gegenentwurf für ein besseres System zur Hand.

  4. Komisch, das wichtigste Argument für die Homöopathie ist ja gar nicht da bei!
    Wenn die Leute zum Arzt gehen, erwarten die, dass sie Medikamente kriegen. Wenn sie keine kriegen, suchen sie suchen sie einen anderen Arzt, deshalb werden unnütze teure Medikamente verschrieben. Wenn die Krankenkassen entsprechende Medikamente selbst herstellten (z.B. abfüllen aus der Wasserleitung), könnte viel Geld gespart werden. Wichtig wäre nur, das ein dreistelliger Preis auf der Packung steht.

  5. Hallo Adenosine,

    ich habe schon öfters gehört, dass die Leute unbedingt etwas verschrieben haben wollen und dann auch etwas bekommen, weil sie es fordern. In diesem Fall wäre ein Placebo evtl. wirklich angebracht, denn die Patienten wollen in diesem Fall ja nicht die Wahrheit hören, sondern nur etwas haben, das ihr Gewissen beruhigt. Normalerweise sollten aber Arzt und Patient gemeinsam mögliche Lösungen disutieren (Stichwort „mündiger Patient“), und „nichts tun, abwarten und beobachten“ sollte auf jeden Fall auch diskutiert werden.

    Wenn dieses Problem wirklich weitverbreitet ist, ist es ein Mißstand, der behoben werden sollte. Homöopathie taugt nur als Placebo, anonsten verweise ich auf Punkt 2.2.

    Zu „unnütz und teuer“ verweise ich auf Punkt 2.1.

  6. Mich interessiert, ob und wie intensiv eigentlich der Placebo-Effekt ansich erforscht wird. Er wird in jeder popeligen Studie zur Kontrolle eingesetzt, aber nicht als Therapie, die ja offensichtlich wirkt, erforscht.
    Aus meiner Sicht müsste ein belegter Fall von Wirksamkeit schon reichen, um große Unruhe in so ziemlich jede Forschung zu bringen. Forscher müssten fieberhaft daran arbeiten neue Methoden zur Erforschung dieses Phänomens zu erarbeiten. Da bringt verbrennen und die Asche sieben halt nichts.

    Das ist auch ein Argument, dass hier nicht behandelt wurde (oder ich hab’s überlesen) “Wenn die Wissenschaft seit 200 Jahren auf die immer gleiche Art versucht ein Phänomen zu erforschen und es gelingt nicht, dann wird’s Zeit sich (grundlegend) andere Methoden zu überlegen.”
    Ich finde nämlich das Argument: “Du musst es mir beweisen, aber nur mit den Mitteln die ich schon kenne.” ist auch nicht gerade das schlagkräftigste.

  7. @Andrea P.

    Am Placebo-Effekt wird sehr intensiv geforscht. Es gibt eine ganze Hand voll Effekte, die zum Placebo-Effekt im engeren Sinne beitragen und unzählige, die zum Placebo-Effekt im weiteren Sinne gehören.

    Der Placebo-Effekt im engeren Sinne ist, dass eine Scheinbehandlung tatsächlich wirken kann. Meines wissens ist hier Stand der Forschung, dass dieser Effekt um so ausgeprägter ist, je subjektiver die Bestimmung der Symptome ist. Das subjektive Befinden des Patienten lässt sich durch Konditionierung und anderen psychischen Effekten auch ohne Wirkstoffe ganz gut beeinflussen.

    Im weiteren Sinne zählen zum Placebo-Effekt aber auch Erfolge, die sogar ohne Behandlung eingetreten wären. In der Praxis hat man nämlich nicht die drei Gruppen Medikament, Placebo und Nicht-Behandlung, sondern nur die ersten beiden. In beiden Gruppen befinden sich nun natürlich immer auch Patienten, bei denen die Erkrankung auch ohne jede Behandlung überwunden worden wäre. Die Patienten sind weder durch die Behandlung, noch durch die Scheinbehandlung gesund geworden. Sie machen bei vielen Erkrankungen einen Großteil des “Placebo-Effektes” aus, wenn man großzügig ist und alle Besserungen in der Placebo-Gruppe dem Placebo-Effekt zuschreibt.

    “Ich finde nämlich das Argument: “Du musst es mir beweisen, aber nur mit den Mitteln die ich schon kenne.” ist auch nicht gerade das schlagkräftigste.”

    Das Argument verwendet ja auch keiner. Stimmt aber Strohmann-Argumentationen sind auch typisch für Pseudo-Wissenschaftler.

  8. @Joachim @Andrea P.

    Ich denke dass Andrea etwas anderes mit

    “Ich finde nämlich das Argument: “Du musst es mir beweisen, aber nur mit den Mitteln die ich schon kenne.” ist auch nicht gerade das schlagkräftigste.”

    meinte und eine Antwort darauf (so möglich) wäre nett, da ich mir denke das das eine Frage ist, die auch mal auf mich zu kommt.

    Anders könnte man sagen:
    Du mußt mir erst beweisen das du recht hast, aber mit wissenschaftlichen Mitteln (also die mittel die ich kenne.)

    Ich würde darauf sagen:
    Es geht nicht um die Mittel, sondern nur darum, dass eine (Naturheilerische, homöopathische, klassische, …) Behandlung so angewandt wird, dass weder der Behandler noch der Behandelte erkennen kann, ob er die korrekte Behandlung, oder nur eine Scheinbehandlung bekommt. Also wenn jemand behauptet Kamille ist gut gegen Verkühlung ich die Leute sonst ident behandle, aber die Hälfte einfach keine Kamille bekommen. Was ist daran so schwer zu verstehen, das man so leicht erkennen kann ob die Kamille hilft, oder etwas anderes.

  9. appropos placebo

    hat man schon mal ner gruppen menschen die idee des sterbens vorenthalten und geschaut ob sie trotzdem sterben …???

  10. Nachfrage an den Autoren

    Erstmal: tolle Zusammenstellung.
    Aber ein Argumetn fehlte mir:
    Bei einigen alternativmedizinischen Methoden (v.a TCM, Schüßler-Salze) wird oft darauf verwiesen, dass sie einem alternativen Therapiekonzept folgen und so mit den normalen wissenschaftlichen Standards (Studien) nicht erfassbar wären (in Bezug auf Wirksamkeit usw.).
    Was antwortet man auf so ein Argument?

  11. Hmm, das hört man in der Tat öfters. Vermutlich ist das von Punkt 3.6 teilweise abgedeckt. Reale Effekte sollten sich messen lassen, ist ein Effekt nicht erfassbar, dann existiert er womöglich gar nicht. Studien vergleichen ja nur Effekte in verschiedenen Gruppen, das ist ja keine Zauberei.

    Eigentlich ist das nur der Versuch, sich gegen Kritik zu immunisieren, man behauptet einfach, dass die vorhandenen Mittel zur Untersuchung ungeeignet seien. Das Pferd von hinten aufzuzäumen würde ich das nennen, also sich zuerst einen Effekt ausdenken, und dann die „alternative“ Untersuchungsmethode, die diesen Effekt auch nachweist.

    Ich bin diesem Argument bei den Homöopathen begegnet, die behaupten, dass die individualisierten Behandlungen der Homöopathie nicht durch konventionelle standardisierte Verfahren der klinischen Forschung zu untersuchen seien. Dabei ist das schlicht falsch – individualisierte Studiendesigns sind leicht denkbar.

    Zu dem Thema hat auch Michael Baum etwas in dem Interview, das Enkapsis nebenan gepostet hat, gesagt:
    http://www.wissenslogs.de/…ema-alternativmedizin

    Vielen Dank auf jeden Fall für die Denkanregung. Wenn ich meine Gedanken dazu geordnet habe, ergänze ich die Liste noch um einen Punkt 3.7!

    Viele Grüße
    Martin

  12. allgemein

    Hallo Fachkundige 😉

    vorab, meine Recht- und Groß und kleinschreibung ist misserabel

    Ich finde, um das mal ganz allgemein und neutral mitzuteilen, das Herr Werner Bartens in seinem Buch “Körperglück” einen hervorragenden “Spagat” zwischen all den von Ihnen an- und besprochenen Themen findet. Da er sich unter Einbezug massenhafter Fachliteratur (die auf den letzten Seiten seines Buches, wie bei den meisten Fachbüchern) trotzdem immer auf das Wesentliche beschränkt. Und das ist und bleibt der Patient (in unserem Fall, also wer im Gesundheitswesen arbeitet meine ich). Und den Patienten kann ich als Heiler, Arzt, Plegender ect. am ehesten zu “Selbstheilungsprozessen”, ob mit oder ohne Gabe von Medis/Placebos/Homöop. oder sonst was, anregen, allein durch die Art und weise der (heutzutage total vernachlässigten) Kommunikation zwischen einnander. Dazu zählt Körperkontakt (Berühren im weitesten Sinne) und positive Ausstrahlung/ positives Denken.

    Ich bin Krankenpfleger von Beruf und muss leider feststellen (nach einiger Berufserfahrung) das all Ihre Forschung und all Ihr Interesse nur in den seltensten Fällen beim Patienten als Nutzen ankommt, denn die (nicht negativ gemeint) “Ärzteschaft” ist zu wenig “am Bett” (klinisch), ambulant kann ich nur aus meiner eigenen Ehrfahrung als Patient sprechen und da konnte mir außer mein kiNDERARZT (ein toller Mann, Ausstrahlung-positiv denken und das dem Patienten spüren lassen) von all meinen bisherigen Hausärzten niemand einen überzeugenden Eindruck als “guter Behandler” Hinterlassen. Aber dieser Eindruck kann eben auch heilen oder eben nicht. Und das zählt am Ende immer!!

  13. gerade erst entdeckt, sehr gute Zusammen

    fassung all der Argumente, die einem meist in Diskussionen nicht gleich einfallen. Gleichzeitig macht der Artikel deutlich auf wie vielen Irrtümer, die dann aber gerne heftigst verteidigt werden, viele Grundannahme der Alternativ/Natur-Medizin beruhen und wie stark eben dieses Gut-Böse Schema genutzt wird. Der Wunsch, es solle etwas verläßlich Gutes in der Welt geben, erhaben über jede Kritik, und nicht so unsicher wie unsere Welt nun mal ist.

  14. Mir ist es unerklärlich, mit welcher Leidenschaft hier daran gearbeitet wird, die Alternativmedizin zu untergraben, ja alle, die daran glauben bzw. es anwenden als Scharlatane darzustellen. Dies ist sicherlich ein absolut subjektiver Eindruck von mir. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es anders ist. Und selbstverständlich pbliegt es jedem das zu glauben,was er meint. Jedoch geht es ir hier ähnlich wie mit der Religion; Lasst doch bitte die MEnschen glauben an was sie wollen und lasst es bitte, als Missionare unterwegs zu sein. Das ist im Laufe der Geschicjte schon immer nach hinten losgegangen. Warum sollte es hier anders sein?
    Vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo mittendrin…der MIx machts. Ich bin sehr dankbar, dass es die Schulmedizin gibt. JEdoch genauso dankbar, dass es darüber HInaus nochmehr gibt. Was ist verkehrt daran? Leben und leben lassen….hier scheint es schwierig zu sein

    • Hallo Angela,

      danke für deinen Kommentar. Du hast recht, heute (nach 5 Jahren) würde ich diesen Artikel wahrscheinlich nicht mehr so schreiben.

      Jeder darf natürlich glauben, was er meint. Ich finde oben keine Aussage, die dem widerspricht. Weil aber so viele Naturheiler, Apotheker oder Eltern mich missionieren wollten, habe ich diese Liste erstellt. Sie bietet einen Überblick über die logischen Fehler in typischen Naturheiler-Argumentationsketten.

      Viele Grüße
      Martin

  15. Zu Punkt 4.4

    Fehlt nur noch Verstümmlungen von Jungen (Beschneidung) und Heute (im Jahre 2015) in dieser Region (Westen) werden nicht mehr Homosexuelle verfolgt sondern als Ersatz Pädophile. Auch werden heute wie damals die Männer unterdrückt. An welches Geschlecht denkt ihr bei folgenden Wörtern. Homosexuelle, Pädophile, Vergewaltiger. Um festzustellen ob Frauen, Männer und Kinder unterdrückt werden oder nicht so muss mann die Natur des Menschen (Männer, Frauen und Kinder) kennen.

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