Gegen Massentierhaltung – warum?

BLOG: Vom Hai gebissen

Notizen aus dem Haifischbecken
Vom Hai gebissen

Ich bin in letzter Zeit über Blogs stolpert, in denen ich ein Banner "gegen Massentierhaltung" entdeckte. Leider habe ich die entsprechenden Blogs nirgendwo notiert. Sollte also jemand einen solchen finden, bitte in die Kommentare damit. Vielleicht liest ja auch ein Teilnehmer mit. Ehrlich gesagt störte mich dieses Banner immer, wenn ich es sah und ich werde jetzt mal versuchen zu beschreiben, was mich daran stört und warum. Eins vorweg: ich bin mir ziemlich sicher, dass dahinter eine positive Absicht steckt und ich möchte hier niemanden deshalb anprangern.

Leider greift die Sache ein wenig zu kurz, denn die Lebenssituation eines Tieres hängt keineswegs ausschließlich von der Anzahl der "Mitbewohner" ab. Bevor wir also über die Zahl nachdenken, gilt es erstmal andere – viel wichtigere – Fragen zu klären: wie ist die Versorgung mit Futter und Wasser? Sind Futter und Wasser genießbar, also weder verschimmelt noch anderweitig verunreinigt? Wie ist das Klima im Stall? Wie sieht es mit der Hygiene im Stall aus? All das sind sehr wichtige Fragen, die es vordergründig zu klären gilt. Ich hatte darüber schon mal etwas abstrakter in meinem Artikel Landwirtschaft und Ethik – ein Oxymoron? berichtet:

 

Fleischleistung, Milchleistung oder Legeleistung haben etwas gemeinsam: sie spielen zum einen eine große Rolle in der Landwirtschaft, zum anderen kann man sie ganz einfach messen durch Wiegen oder Zählen. Aber wie misst man Ethik? In den 1990er Jahren wurden in Großbritannien hierfür 5 Freiheiten beschrieben, denen zufolge ein Tier  

 

(1) weder unter Hunger, Durst, Fehlernährung (2) Schmerzen, Verletzungen und Krankheiten

noch unter (3) Angst und Stress oder (4) Unbehagen

leiden sollte. (5) Außerdem sollte es dem Tier möglich sein, seine natürlichen Verhaltensweisen auszuleben.

 

Genau darum geht es – um das Management, bzw. das Verantwortungsbewusstsein des Landwirtes. Fehlt ihm dieses oder gibt es Probleme in den betrieblichen Abläufen, geht es 50 Kühen genauso miserabel wie 500 oder von mir aus auch 5000 Kühen. Umgekehrt geht es durchschnittlich 100 Kühen in einem hochmodernen Freiluft- und Freilauf-Stall besser als den Artgenossen, die immer noch in Anbindehaltung leben. Aber auch dazu gilt es wieder einiges zu beachten, denn Anbindehaltung ist keineswegs gleichzusetzen mit "schlecht" oder "verantwortungslos". Ein anderes Beispiel sind Schweine, die sich durchaus im kleinen Gruppen halten lassen. Leider verträgt sich nicht jedes Schwein auch mit jedem anderen. Genau hier liegt es in der Hand des Landwirtes, das zu erkennen und die Gruppen zu zusammenzustellen, dass es möglichst nicht zu Streitereien kommt. Das hatte ich natürlich auch schon etwas abstrakter behandelt, weshalb ich mich wieder einmal selbst zitiere aus dem gleichen Artikel wie oben:

 

Zuerst sollte natürlich festgelegt werden, was untersucht werden soll. Danach gilt es die rechtliche Frage zu klären. Ist es dem Landwirt erläubt eine bestimmte Technik oder Haltungsmethode zu nutzen? Die dritte Frage bezieht sich auf die oben bereits genannten 5 Freiheiten. Inwieweit wird das Wohlbefinden der Tiere beeinflusst? Um diese Frage beantworten zu können, muss man natürlich jene Bedingungen kennen, die ein Tier benötigt, um sich optimal entwickeln zu können. Ein Beispiel: Truthühner reagieren sehr empfindlich auf Transporte, laute Geräusche wie Blitz und Donner oder permanten Wechsel der sie betreuenden Menschen, was sich dann zB. in schlechteren Mastleistungen niederschlägt. Damit wären wir dann auch schon bei der nächsten Frage unserer Checkliste nach der Belastungsgrenze des einzelnen Tieres. Sollte dabei massiv in eine der 5 Freiheiten eingegriffen werden, muss die Technik oder das Verfahren fallengelassen werden. Weiter geht es mit der Nutzen-Frage: dient eine Neuerung nur dem Landwirt oder auch den Tieren oder belastet sie die Tiere gar? 

 

Natürlich sollte das Argument der Ökonomie nie als Verteidigung von Tierquälerei gelten. Kann sich aber ein Landwirt neue Maschinen oder Stall-Komponenten – die das Leben der Tiere verbessern würden – ncht leisten und gleichzeitig darauf hinweisen, dass es seinen Tieren auch jetzt gut geht, so kann er das Argument durchaus nutzen. 

 

Wir sehen also, dass vor der Frage nach der Anzahl der gehaltenen Tiere noch eine ganze Reihe anderer Fragen beachtet und auch zu beantwortet werden müssen. Selbstverständlich ist das Verhältnis des vorhandenen Platzes zu den dort lebenden Tieren deshalb nicht völlig irrelevant. Die LMU München hat dazu 2006/2007 einige interessante Untersuchungen mit Puten durchgeführt. Eines der Ergebnisse war, dass Landwirte bei entsprechend mehr Fläche pro Tier auf das Kupieren der Schnäbel verzichten können. Trotzdem ist es natürlich nicht nur legitim, sondern auch notwendig, auf Haltungsfehler hinzuweisen. Aber warum denn nur bei den "Massen"? Sind wenige leidene Tiere weniger relevant? Just heute stieß ich bei Topagrar auf einen Eintrag über die Landjugend, die sich über die Darstellung der Landwirtschaft ärgert – auch im Bezug auf Massentierhaltung. Wenn eine Kritik an der Landwirtschaft bzw. an bestimmten Bereichen also tatsächlich bei den Menschen ankommen soll, die täglich dafür sorgen, dass wir im Supermarkt die Lebensmittel nur noch aus der Theke greifen müssen, könnte eine etwas weniger agressive Kommunikation der Kritik Wunder wirken. Da bin ich mir ziemlich sicher.

Wie wäre es zum Beispiel mit einem Banner "Gegen verantwortungslose Tierhaltung"?


Hier gibt es den Artikel vollständig, aus dem ich oben Teile zitiert habe: Landwirtschaft und Ethik – ein Oxymoron? Und dann wäre noch die Meldung bei Topagrar über die Landjugend, die sich über das öffentliche Bild der Landwirtschaft ärgert.

 

 

Veröffentlicht von

Wissenschafts- und Agrarblogger seit 2009 – eher zufällig, denn als „Stadtkind“ habe ich zur Landwirtschaft keine direkten Berührungspunkte. Erste Artikel über Temple Grandin und ihre Forschungen zum Thema Tierwohl wurden im Blog dann allerdings meiner überwiegend ebenfalls nicht landwirtschaftlichen Leserschaft derart positiv aufgenommen, dass der Entschluss zu einer stärkeren Beschäftigung mit der Landwirtschaft gefallen war. Auch spätere Besuche bei Wiesenhof und darauf folgende Artikel konnten die Stimmung nicht trüben. Seit 2015 schreibe ich auch gelegentlich für das DLG-Blog agrarblogger.de, teile meine Erfahrung in der Kommunikation als Referent und trage nebenbei fleißig weitere Literatur zum Thema Tierwohl zusammen. Auf Twitter bin ich unter twitter.com/roterhai unterwegs.

123 Kommentare

  1. Danke, danke, danke für diesen Artikel! Dieses Banner hat mich auch schon völlig wahnsinnig gemacht.

    Die Leute haben halt die Schreckensbildern von Bergen von Tierleichen in überfüllten Riesenställen vor Augen und glauben sofor: großer Betrieb = miese Haltungbedingungen.

    Dass aber kaum jemand ein Stück weiter denkt und begreift, dass ein guter Landwirt auch einen großen Betrieb gut führen kann, erschreckt immer wieder.

    Wie wäre es zum Beispiel mit einem Banner “Gegen verantwortungslose Tierhaltung”?

    rAMEN!

  2. Konnotation: Massentierhaltung = Käfig

    Warum die Meinung so ist, das hat die Lebensmittelindustrie sich selbst zuzuschreiben — sicher, nicht jeder Tierhalter, aber größenwahnsinnige Gewinnmaximierer.
    Ich bezweifle, dass das i den nächsten Jahren abgelegt werden kann, dafür ist die Kontrolle der Kriterien die du beschreibst nicht offensichtlich genug & mir wären keine Bemühungen bekannt, die die Öffentlichkeit darüber aufklären. Wobei das in Ö vermutlich eine Spur ärger läuft als in D.

  3. @Martin:
    Bitteschön. Mich wurmte das schon länger, aber irgendwie fehlten immer die Worte – bis mir dann heute der ältere Artikel einfiel, da lief es dann!

    @fatmike182:
    Sicher ist die Lebensmittelindustrie nicht ganz unschuldig. Aber ich schrieb auch schon mal über Facebook, dass der moderne Mensch von heute lieber in die Bücherei läuft, um sich dort ein Buch wie “Tiere essen” zu kaufen, anstatt sich mal mit einem Landwirt zu unterhalten…

  4. Was heißt “Massentierhaltung”

    Hallo,
    der Ausdruck “Massentierhaltung” ist tatsächlich problematisch, da er mehrdeutig ist. Es geht in dem Appell natürlich nicht um die schiere Masse der Tiere, sondern um die Bedingungen, unter denen sie typischerweise in den gegenwärtig existierenden Massentierhaltungsanlagen leben müssen. Die Forderungen beschränken sich auch nicht auf die nach kleineren Beständen. Wir haben zu der Frage einen Blog-Artikel verfasst, siehe: http://www.gegen-massentierhaltung.de/…h-besser/

  5. Tierschutz und Agrarbeihilfen

    Wenn man Bilder von Massentierhaltungen sieht, dann kann man sich schlecht vorstellen, dass die Tiere da artgerecht gehalten werden. Ich habe hier ein paar Bilder in der “Welt” gefunden, die zeigen aber z.T. noch Ställe mit Fenstern. In Amerika ist man davon bereits abgekommen und hält Geflügel in einem künstlichen Dämmerlicht, wie kürzlich im Fernsehen gezeigt wurde. Der Grund ist, dass Dämmerlicht die Tiere weniger aggressiv macht und es deshalb weniger “Ausfälle” gibt. Der Gestank und der Staub in so einem Hühnerhaus soll unbeschreiblich sein.
    http://www.welt.de/…Das-Leid-der-Stalltiere.html

    “…dass der moderne Mensch von heute lieber in die Bücherei läuft, um sich dort ein Buch wie “Tiere essen” zu kaufen, anstatt sich mal mit einem Landwirt zu unterhalten…”

    Die Landwirte sehen größtenteils nicht ein, dass sie da was verbessern müssen. Ich will ihnen auch gar nicht unterstellen, dass sie grundsätzlich gegen Tierschutz sind, aber viele kleinere Bauern sind finanziell jetzt schon am Limit und können sich Investitionen kaum noch leisten. Leider fördert die EU aber Landwirte auch nach Betriebsgröße, deshalb werden viele der Kleinen ausgebremst und die Agrarfabriken nehmen immer mehr zu. Die meisten EU-Agrarsubventionen erhalten aber sowieso nicht die Landwirte, sondern die Lebensmittelkonzerne:
    http://www.rundschau-online.de/…8775233914.shtml

    Die Veröffentlichung dieser EU-Agrarsubventionen wurde bereits wenig später vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) wieder gekippt:
    http://www.zeit.de/…1/EU-agrarsubventionen-daten

    Dagegen geklagt hatte dieser Bauer: http://www.impulse.de/…-fuer-Bauern/1019292.html

  6. Medien und Alltag

    Hallo Friederike,

    danke für Deinen Kommentar. Dass ich so gleich die Initiatorin finde, hätte ich nicht gedacht. Ich habe mir gerade mal den von Dir verlinkten Artikel dazu durchgelesen. Dort steht:

    “Wir behaupten: “Tiergerechte Tierhaltung ist besser als Massentierhaltung”. Das impliziert, dass Massentierhaltung nicht tiergerecht ist, aber nicht, dass die Haltung weniger Tiere per se tiergerecht wäre.”

    Doch, leider impliziert es genau das, weshalb ich ja auch ein neues Banner vorgeschlagen habe.

    Weiterhin steht dort: “Von uns wird der Begriff anders benutzt, so wie von den Medien oder im Alltag: Er wird benutzt für die konkreten industriellen Großbetriebe, die derzeit in Deutschland existieren.”

    Wessen Alltag? Ihr dürft nicht vergessen, dass wir mittlerweile in einer ziemlich landwirtschaftsfreien Gesellschaft leben. Man geht in einen Supermarkt und bekommt alles von Fleisch über Gemüse ganz ohne sich schmutzig zu machen. Und wenn Ihr Euch mal in Landwirtschaftsforen rumtreibt, werdet Ihr sehen, dass viele Landwirte ob der medialen Darstellung ihres Berufzweiges mittlerweile nur noch abblocken, stehen sie doch in der öffentlichen Wahrnehmung irgendwo zwischen dümmlichen Singles und brutalen Tierquälern.

    Kurz gesagt: dort, wo Landwirtschaft geschieht, erreicht Ihr so niemanden.

  7. Tierschutz

    Liebe Mona,

    auch Dir ein Dankeschön für Deinen Kommentar. Es geht mir hier nicht darum, irgendetwas zu legitimieren, was eigentlich verurteilt gehört.

    Das Dämmerlicht ist vermutlich Schwarzlicht, das können die Tiere nicht wahrnehmen und denken daher, es sei dunkel. Deshalb werden sie ruhig. In Frankreich wurde vor einiger Zeit eine hochmoderne Schlachtanlage eröffnet, die mit Schwarzlicht arbeitet. Ansonsten leben die Tiere gerade in den ersten Tagen unter besonderer Beleuchtung, da diese den Appetit und damit die Zunahme fördert.

    Was denn nu? Sehen Landwirte nicht ein, dass sie etwas ändern müssen oder ist es ihnen finanziell nicht möglich? Gerade bin ich über eine Meldung gestolpert: Millioneninvestition in Kuhkomfort:
    http://www.proplanta.de/…&utm_medium=twitter

    Tatsächlich spielt auch die Politik eine Rolle mit teilweise sprunghaften Änderungen, auf die sich Landwirte kaum einstellen können.

  8. @ Mona

    “Leider fördert die EU aber Landwirte auch nach Betriebsgröße, deshalb werden viele der Kleinen ausgebremst und die Agrarfabriken nehmen immer mehr zu.”

    Die EU fördert nicht nach Betriebsgröße, sondern die Direktzahlungen an die Landwirte sind auf den Hektar umgelegt. Das macht Sinn. Die Zahlungen sind von der Produktion entkoppelt, d.h. für jeden Hektar wird dieselbe Summe gezahlt, egal was der Landwirt auf der Fläche produziert und wieviel er produziert. Der Landwirt kann sich selber aussuchen wie er seinen Betrieb ausrichtet und organisiert. Diese Entscheidung sollte man auch den Landwirten selber überlassen und nicht von Staatswegen eingreifen und z.B. bestimmte Betriebsgrößen oder Betriebsformen vorschreiben. Denn es gibt gutgeführte große Betrieben und schlecht geführte kleine Betriebe und selbstverständlich auch umgekehrt. Die Betriebsgröße sagt nichts über die Qualität der betriebenen Landwirtschaft aus und nichts über den Erfolg des Betriebes.
    In der Konsequenz der Flächenzahlung ist es natürlich so, dass Betriebe die mehr Fläche bewirtschaften absolut mehr bekommen, aber relativ je Hektar bewirtschaftete Fläche bekommen sie denselben Betrag. Das finde ich gerecht. Denn perse ist ein kleiner Landwirtschaftsbetrieb nicht besser und ein großer perse nicht schlechter, so dass sich unterscheidliche Zahlungshöhen je rechtfertigen würden.

  9. Betriebsgrößen

    Hallo Daniel,

    danke für Deinen Kommentar, wirtschaftlich bin ich da nicht so wirklich firm. Was mir aber noch zu den Betriebsgrößen einfällt: die momentane Tendenz läuft tatsächlich auf größere Betriebe hinaus, da kleinen Betrieben der Nachwuchs ausgeht und diese dann zusammengelegt werden.

  10. Millioneninvestition in Kuhkomfort

    @ Sören @Mona

    Hier noch einmal ein etwas ausführlicher Artikel zu den Investitionsmaßnahmen in dem Betrieb. Er war bei uns heute in der Lokalzeitung abgedruckt.

    http://www.svz.de/…-durch-glueckliche-kuehe.html

    Ein gutes Beispiel dafür, dass artgerechte Haltung und Betriebes- bzw. Herdengröße sich nicht widersprechen müssen.
    Darüberhinaus werden die Rinder in dem Betrieb von Spezialisten betreut, die “nur” für die Rinder verantwortlich sind. Sie müssen sich nicht noch nebenbei Fachwissen im Pflanzenschutz oder der Pflanzenernährung aneignen, weil sie sich nicht, wie auf kleineren Betrieben neben der Arbeit im Stall noch um den Ackerbau kümmern müssen.

  11. Kuhkomfort

    Ich hatte ja auch selbst mal einen Betrieb besucht und darüber berichtet:

    http://www.wissenslogs.de/…e-landwirtschaft-2050

    Halten wir also fest: Massentierhaltung ist aus kommunikationstechnischer Sicht für die breite Masse der Bevölkerung irreführend und führt bei Landwirten und anderen Fachleuten zu keinerlei Dialogbereitschaft…

  12. Vielfalt @Sören Schewe @Daniel

    Hinsichtlich des Tierschutzes scheinen wir uns ja nicht wirklich zu widersprechen. Allerdings kann man auch nicht jede Landwirtschaft mit der anderen vergleichen. Besonders die Gegebenheiten in der von @Daniel verlinkten Seite (Schweriner Volkszeitung) sind für uns in Bayern z.T. ein Unding. Hier gab es auch nie LPG’s und demnach auch keine industrielle Landwirtschaft. In Bayern sind 54 Prozent der Betriebe Nebenerwerbsbetriebe. Da wir hier zudem in einer bergigen Gegend leben, sind die Flächen für eine industrielle Landwirtschaft größtenteils ungeeignet. Man setzt hier also nicht auf Spezialisierung, sondern auf möglichst viele Einnahmequellen, wie Selbstvermarktung, Hofläden, Urlaub auf dem Bauernhof und die Erwerbstätigkeit in einem Zweitberuf.
    Auf der von @Sören Schewe verlinkten Website findet sich auch etwas über die von mir angesprochenen Probleme: http://www.proplanta.de/…_article1243650357.html

  13. Ok, aus der wirtschaftlichen Diskussion klinke ich mich mal aus, da weiß ich fast nichts^^

    Ich hab auch gar nichts gegen die von mir angesprochene Aktion, nur finde ich sie katastrophal kommuniziert.

  14. Begriffsstreitereien

    Sicher, dass dieser Beitrag nicht besser im Sprachlog aufgehoben wäre? Natürlich wird der Slogan “Gegen Massentierhaltung” der Komplexität der Situation nicht gerecht. Das wird kein Slogan werden, denn ist gerade seine Natur, die Komplexität auf ein Schlagwort zu verkürzen.

    Inhaltlich geht es aber genau darum, was weiter unten beschrieben wird – eine verantwortungslose Tierhaltung, in der Gewinnoptimierung nicht nur an erster Stelle steht, sondern oftmals das einzig relevante Kriterium ist.

    Das ist natürlich nicht in allen Fällen gezwungenermaßen mit Massentierhaltung gleichzusetzen, aber eben oft genug, um diese Reduzierung auf ein Schlagwort zu rechtfertigen.

    Von dem her teile ich die Einschätzung hier nicht, dass der Begriff falsch gewählt wäre. Und deswegen werde ich das Banner auch in meinem Blog lassen. 😉

  15. Hallo Negatron,

    ich zitiere:
    “Sicher, dass dieser Beitrag nicht besser im Sprachlog aufgehoben wäre?”

    Ja, ziemlich sicher!

    Zitat:
    “Das ist natürlich nicht in allen Fällen gezwungenermaßen mit Massentierhaltung gleichzusetzen, aber eben oft genug, um diese Reduzierung auf ein Schlagwort zu rechtfertigen.”

    Nein, ist es nicht, weil sich jeder Landwirt bei dem Wort Massentierhaltung vor den Kopf schlägt und die Debatte damit beendet ist.
    Gegen verantwortungslose Tierhaltung wäre tatsächlich treffender (und enthält gerade mal ein Wort mehr).

  16. Schwarz – Weiß malen hilft nicht weiter

    @ Mona

    “Allerdings kann man auch nicht jede Landwirtschaft mit der anderen vergleichen… Hier (in Bayern) gab es auch nie LPG’s und demnach auch keine industrielle Landwirtschaft.”

    Genau das ist mein Reden, man kann die unterschiedlichen Strukturen nur schwer mitminander vergleichen. Und deswegen sollte man auch nicht schwarz-weiß malen und sie in Besser und Schlechter sortieren. Dazu sind sie zu vielfältig. Viel wichtiger als die Größe von Tierbeständen oder Betriebsgrößen ist die Qualität des Managements.

    Deswegen stören mich auch undefinierte Begriffen wie “industrielle Landwirtschaft”, “Agrarfabrik” und “Massentierhaltung”, da sie eher als agrarpolitische Kampfbegriffe und zur Defamierung bestimmter Strukturen gebraucht werden und weniger zur sachlichen Auseinandersetzung.

    Und kurz auf Deinen Link einzugen, ohne zu sehr vom Thema abzuschweifen: Bei den kleineren Betrieben ging es um die Bagatellgrenze von 350 € bei der Agrardieselsteuererstattung, die größeren Betriebe bekamen bei einem Verbrauch von mehr als 10.000 l im Jahr auch keine Steuererstattung mehr. Bei einem Betrieb mit 3.000 ha ging es dabei um ca. 60.000 € (!) Es waren mit diesem Gesetz von rot-grün nicht nur die kleinen Betriebe benachteiligt. Gut (für alle Betriebe) das dieses jetzt geändert ist.

  17. Begriffsbestimmung

    Der Begriff Massentierhaltung ist auch nicht neutral, sondern schon von vornherein negativ. Genau wie Menschenmassen oder Massenpanik. Daher bin ich auch der Meinung dass wir uns von diesem Begriff verabschieden sollten. Ein anderes Beispiel ist der Begriff Genmanipulation. Das Wort Manipulation ist ebenfalls nicht wertneutral und ist mit negativen Assoziationen verbunden. Fachlich entwickelt man sich mit diesen meist leeren Worthülsen jedenfalls nicht weiter.

    @Sören
    Deine Beiträge finde ich im übrigen sehr interessant. Weiter so.

  18. @Daniel und Sebastian

    Daniel, Du darfst Dich hier mit Mona ruhig austoben, das stört mich nicht, finde ich sogar gut, wenn noch andere Aspekte rauskommen. Nur ich bin dabei lieber still, bin da eben mehr der Tier-Experte^^

    Hallo Sebastian, ich stimme Dir da vollkommen zu, “Genmanipulation” führt tatsächlich nicht gerade zu einer verbesserten Kommunikation, die damit auch die Akzeptanz stört.

    PS: Danke für Dein Lob, das freut mich immer!

  19. Begriffe @Daniel

    “Deswegen stören mich auch undefinierte Begriffen wie “industrielle Landwirtschaft”, “Agrarfabrik” und “Massentierhaltung”, da sie eher als agrarpolitische Kampfbegriffe und zur Defamierung bestimmter Strukturen gebraucht werden und weniger zur sachlichen Auseinandersetzung.”

    Manche Begriffe sind allerdings durchaus definiert, so die “industrielle Landwirtschaft”. “Industrielle Landwirtschaft ist ein Typ von Landwirtschaft mit der Verwendung industriespezifischer Produktionsweisen. Kennzeichen agrarindustrieller Betriebe sind unter anderem ein hoher Spezialisierungsgrad, die Verwendung technischer Verfahren, ein hoher Kapitaleinsatz, und der Übergang zu standardisierter Massenproduktion.”
    Quelle: http://de.wikipedia.org/…strielle_Landwirtschaft

    Auch “Massentierhaltung”, als Synonym für Intensivtierhaltung, existiert nun mal. Ich würde mich da aber dem Kommentar von @Friederike Schmitz anschließen wollen. http://de.wikipedia.org/wiki/Intensivtierhaltung

    Lediglich den Begriff “Agrarfabrik” würde ich auch als eher diskriminierend ansehen. ” Seine Verwendung in der Fachliteratur ist unüblich.”
    http://www.wissenschaft-online.de/…kon/geogr/160

  20. Melken ist ein industrieller Prozeß

    In Bezug auf den Umgang mit Lebewesen von industrieller Produktion zu sprechen fällt mir sehr schwer. Dafür sind die Tiere zu unterschiedlich. Ein Mitarbeiter in einem Stall mit 400 Kühen (wie in dem Zeitungsartikel) kennt JEDE Kuh mit ihren Eigenarten und Besonderheiten. Das ist auch nicht verwunderlich, da er den ganzen Tag nichts anderes macht, als sich mit den Kühen zu beschäftigen. Bei ihm ist der Umgang mit den Kühen der Hauptberuf.

    So ist aber auch jegliche landwirtschaftliche Produktion heute standardisiert, da man die Qualitätskriterien der aufnehmenden Hand und zahlreiche gesetzliche Bestimmungen (z.B. Hygieneauflagen) beachten muss. Wenn man das nicht dem Zufall überlassen will, dann muss man seine Produktion standardisieren, egal ob sie in einem großen oder einem kleinen Betrieb stattfindet, egal ob weniger oder mehr Tiere gehalten werden.

    Wenn industrielle Landwirtschaft ein Typ von Landwirtschaft mit der Verwendung industriespezifischer Produktionsweisen ist, dann betreibt jeder Milchproduzent industrielle Landwirtschaft.

    Nach der Definition aus Wikipedia ist jeder Melkvorgang, sollte er nicht von Hand erfolgen, ein industrieller Prozeß, auch wenn nur 20 Kühe gemolken werden:

    Kennzeichen agrarindustrieller Betriebe sind unter anderem ein hoher Spezialisierungsgrad
    –> Die Spezialisten sind die Milchkühe, sie werden zur Milchproduktion gehalten, Zwei- oder Mehrnutzungsrinder sind die absolute Ausnahme.

    , die Verwendung technischer Verfahren,
    –> das ist in diesem Fall die Melkmaschine, mit Melkgeschirr, Meß- und Wiegeeinrichtungen, Vakuumpumpen und der Milchkühlung.

    ein hoher Kapitaleinsatz,
    –> eine Melkmaschine ist nicht gerade billig, die Melktechnik erfordert einen hohen Kapitalbedarf, man könnte sich für das Geld auch ein Auto der gehobenen Klasse kaufen.

    und der Übergang zu standardisierter Massenproduktion.”
    –> Der Melkvorgang ist bei jeder Kuh gleich, also standardisiert: Euter reinigen, anrüsten, vormelken, Melkgeschirr ansetzen, melken.

    😉

  21. Kraftfutterautomat

    Ach, nu wird es wieder etwas tierischer bzw. praktischer. Dann kan ich ja auch wieder mitreden:

    Zu Deinem super Kommentar, Daniel, möchte ich dann noch kurz ergänzen, dass die Kühe in einem Milchbetrieb alle ein Halsband tragen, auf welchen eletronisch alle wichtigen Infos über die Kuh und ihren Kraftfutterbedarf gespeichert sind. Geht eine solche Kuh nun zu einem Automaten, erkennt dieser per Laser das Tier und gibt nur soviel Futter aus, dass diese eine Kuh bestens versorgt ist.
    Das ist zwar auch technisch, aber kommt dem Wohl des Tieres zugute.

  22. Melkroboter

    Melkroboter sind eigentlich ziemlich super. Das ist nämlich so: je öfter eine Kuh gemolken wird, desto mehr Milch gibt sie. Hört man damit einfach auf, endet die Produktion nach 36 Stunden.

    Ohne Melkroboter muss die Kuh also immer warten bis der Bauer kommt, um sie zu melken. Das ist in der Regel zwei mal am Tag. Dann treten alle Kühe in einer Reihe an. Die kennen das schon ziemlich gut. So ein Melkroboter steht allerdings jederzeit bereit. Hat die Kuh also das Gefühl, dass jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, geht sie zum Roboter und los gehts…ich habe gerade keine Zahlen zur Hand, aber so lässt sich die Milchmenge vermutlich auch noch mal leicht erhöhen. Auf jeden Fall erhöht es denn Kuhkomfort, der tatsächlich die Milchleistung steigert.

  23. Implikation

    @Sören: Du meinst das sei falsch: “Wir behaupten: “Tiergerechte Tierhaltung ist besser als Massentierhaltung”. Das impliziert, dass Massentierhaltung nicht tiergerecht ist, aber nicht, dass die Haltung weniger Tiere per se tiergerecht wäre.” Ich hab das geschrieben, deswegen erlaube ich mir mit folgendem Logik-Spam unsere Zeit zu verschwenden:

    Meine These hat die logische Form von Aussage 1: “Wenn x die Eigenschaft F hat und y die Eigenschaft G, dann stehen x und y in der Relation x R y.” (z.B.: Wenn ein Tier eine Maus und ein Tier eine Kuh ist, dann ist das erste Tier kleiner als das zweite.)

    Wenn die Relation R “irreflexiv” ist, d.h. ein Gegenstand nicht zu sich selbst in dieser Relation stehen kann (wie bei “ist besser als”), dann kann Aussage 1 nur wahr sein, wenn auch Aussage 2 wahr ist: Was F ist, ist nicht G. (Jedes Tier, das eine Maus ist, ist keine Kuh).

    Du behauptest jetzt, dass folgende Aussage auch aus Aussage 1 folgt:
    Aussage 3: Wenn x *nicht* G ist und y G ist, dann stehen x und y in der Relation x R y. (Wenn ein Tier keine Kuh ist und ein anderes Tier eine Kuh ist, dann ist das erste Tier kleiner als das zweite)

    Damit das aus Aussage 1 folgt, müsste aber folgendes zusätzlich behauptet werden: Aussage 4: Was nicht G ist, ist F. (Jedes Tier, das keine Kuh ist, ist eine Maus).

    Das ist *nicht* mit Aussage 2 äquivalent! Aussage 2 läßt es zu, dass es Dinge gibt, die weder F, noch G (Tiere, die weder Maus noch Kuh, sondern z.B. Elefant) sind! Deswegen stimmt es, dass Aussage 1 für sich genommen nicht Aussage 3 impliziert.

    Aus unserer These folgt also nicht, dass alles, was nicht Massentierhaltung ist, tiergerecht ist (Aussage 4). Es folgt nur, dass alles, was tiergerecht ist, nicht Massentierhaltung ist (Aussage 2).

    Ich verstehe, dass die Verwendung des Begriffs “Massentierhaltung” mißverständlich und gegenüber Landwirten kontraproduktiv sein kann. Insofern gebe ich Dir recht. Aber es ist nun mal der gängigste Begriff und deswegen haben wir uns dafür entschieden ihn zu präzisieren, statt ihn zu vermeiden. Ich hoffe aus unserem Appell wird trotzdem klar, dass wir keine Freunde von Kampfbegriffen sind, sondern es uns um eine rationale Debatte geht.

    Viele Grüße und verzeih mir Die Platzverschwendung
    Christian

  24. Ausdrucksquatsch

    Hallo Christian,

    vielen Dank für Deinen Kommentar. Du schreibst:

    “Ich verstehe, dass die Verwendung des Begriffs “Massentierhaltung” mißverständlich und gegenüber Landwirten kontraproduktiv sein kann. Insofern gebe ich Dir recht. Aber es ist nun mal der gängigste Begriff und deswegen haben wir uns dafür entschieden ihn zu präzisieren, statt ihn zu vermeiden.”

    Genau das ist es, was mir einfach nicht in den Kopf gehen möchte. Ihr wisst, dass dieser Begriff problematisch ist, Ihr seid sogar schon darauf gekommen, dass Ihr Euch damit in den Augen vieler Landwirte disqualifiziert – und verwendet diesen Begriff trotzdem? Im Gegensatz zu Deinem Theorie-Kommentar ist Landwirtschaft etwas sehr praktisches und Tierhaltung ist nur ein Aspekt in einem Geflecht aus Herausforderungen, die gemeistert werden müssen. Ich habe oben im Artikel einen Vorschlag gemacht, der sehr viel präziser das trifft, worauf Ihr hinauswollt – ganz ohne seiten-lange Erläuterungen. Warum also so ein dümmliches Schlagwort? Nur weil es bekannt ist?

  25. Kampagne

    Ich denke, dass man einen Initiator von Kampagnen nicht davon überzeugen wird, einen „harmloseren“ Begriff zu verwenden, muss er doch befürchten bei Nichtverwendung eines emotionalisierenden Kampfbegriffes in der heutigen reizüberfluteten Medienlandschaft zu wenig Resonanz für seine Ziele zu erhalten. Daher halte ich es auch mehr mit dem anglizistischen Sprachraum, der von „campaigner“ spricht, während im deutschsprachigen Raum noch ehrfürchtig von „Experten“ die Rede ist. Rein inhaltlich stimme ich insbesondere Sören und Daniel zu. Es ist eben nicht so, dass die Haltung von Tieren in kleinem Maßstab automatisch besser sei, wie es die Kampagne impliziert. Ein nicht an der Tiergesundheit und dem Wohlergehen interessierter Landwirt ist ein schlechter egal ob mit 50 oder mit 5000 Rindern und er wird dies auch sehr schnell am Betriebsergebnis erfahren. Und in diesem Urteil stütze ich mich auf eigene Erfahrungen bei Landwirten und auf Aussagen von Tierärzten. Die Kampagne orientiert sich einzig und allein an einem sehr konservativen, kulturhistorisch geprägtem Leitbild und leider nicht am heutigen Stand von Technik und Wissen.

  26. Menschen erreichen!

    Warum also so ein dümmliches Schlagwort? Nur weil es bekannt ist?

    Genau deshalb. Das Ziel von Online-petitionen und Unterschriftenlisten besteht darin, soviel Menschen wie möglich zu gewinnen. Am besten funktioniert das mit einfachen und plakativen Begriffen, die in der Bevölkerung schon publik sind. Kein Maurer oder Kindererzieherin will und kann ewig lange wissenschaftliche Abhandlungen lesen. Aktionen gegen Massentierhaltung finden wir im Internet en masse, nur leider ohne Substanz. Übertreibung, Dramatisierung und das wecken von Emotionen ist ebenfalls ein ausgezeichnetes Mittel Aufmerksamkeit zu erregen – oft von sog. Tierschutzorganisationen praktiziert. Desweitern sollte auch bedacht werden, das Unterschriftenlisten u.a. auch eine Art Ablasshandel darstellen. Nach der Unterschrift schmeckt das Steak gleich wieder besser. Zu Gute halten möchte ich einigen Aktionisten allerdings, dass sie versuchen sich wissenschaftlich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Was man auch nicht immer erwarten kann.
    Viele Grüße

  27. Absicht und Kommunikation

    Hallo Torben,

    Du schreibst: “Es ist eben nicht so, dass die Haltung von Tieren in kleinem Maßstab automatisch besser sei, wie es die Kampagne impliziert. Ein nicht an der Tiergesundheit und dem Wohlergehen interessierter Landwirt ist ein schlechter egal ob mit 50 oder mit 5000 Rindern und er wird dies auch sehr schnell am Betriebsergebnis erfahren.”

    Ich wusste ja gar nicht, dass das eine recht große Aktion ist, ich habe nur mal irgendwo so ein Banner gesehen und mir gedacht, dass ich das mal erwähnen müsste. Jetzt, nachdem ich mich ein wenig auf deren Seite umgeschaut habe und die Kommentare hier gelesen habe, komme ich zu dem Schluss, dass das den Initiatoren durchaus bewusst ist. Ihnen geht es tatsächlich ganz allgemein um verantwortungslose Tierhaltung, unabhängig von der Betriebsgröße. Deshalb ärgert mich die völlig fehlgeleitete Art der Kommunikation umso mehr.

  28. Absicht und Kommunikation

    @ Sören

    Herzlichen Dank für Deinen Artikel und Deine Beiträge. Deinen Eindruck aber, dass es den Initiatoren der Initiative ganz allgemein um verantwortungslose Tierhaltung, unabhängig von der Betriebsgröße geht, kann ich nicht teilen.

    So schreibt Christian Voigt weiter oben:
    “Aus unserer These folgt … , dass alles, was tiergerecht ist, nicht Massentierhaltung ist.”
    Und in seiner Definition von Massentierhaltung auf der Internetseite der Initiative heißt es:
    “Unter ‘Massentierhaltung’ verstehen wir die Haltung von Tieren in industriellen, weitgehend automatisierten Großbetrieben, in denen der Platz pro Tier nicht oder kaum das gesetzlich vorgeschriebene Mindestmaß überschreitet.”

    Es sind explizit die Großbetriebe angesprochen. Es geht nicht um industrielle, automatisierte Haltung von Tieren in kleineren Betrieben. Und auch nicht um das Platzangebot der Tiere in diesen Betrieben.

    Abgesehen davon, dass ich nicht perse erkennen kann, dass Automatisierungen in der Tierhaltung schlecht sind. Automatische Lüfungssysteme und die von Dir angesprochene automatisierte Fütterung, die die Kraftfuttergaben an die Milchleistung anpasst und über den Tag verteilt, sind durch aus zum Wohle der Tiere. Ebenso der Einsatz von Melkrobotern, die die Milchgewinnung sehr industriell erscheinen lassen.

    Wenn es der Initiative ganz allgemein um verantwortungslose Tierhaltung, unabhängig von der Betriebsgröße gehen würde, dann könnte sie das auch entsprechend darstellen.
    Und mit einem Banner “Gegen verantwortungslose Tierhaltung” würde man bestimmt auch gut entsprechnende Unterschriften sammeln können.

  29. Argumente statt Fresse hauen

    Hallo Daniel,

    auch Dir ein großes Dankeschön für den Wirtschaftsteil^^
    Natürlich könnte ich noch an weiteren Punkten rummäkeln, die nicht unbedingt den Kern treffen. Ehrlich gesagt habe ich aber in meinem Innersten mit einer Art Shitstorm kleinen Ausmaßes gerechnet, als ich auf deren Seite meinen Blog-Artikel im Twitter-Stream wiederfand. Dass jetzt schon zwei der Initiatoren sehr sachlich hier kommentiert haben, rechne ich ihnen hoch an und freut mich sehr. Es war nie meine Absicht und wird es auch nie sein, jemandem auf die Schnauze zu hauen. Das überlasse ich anderen. Hier soll ein Dialog bzw. ein Austausch stattfinden und ich glaube, dass mir das gelungen ist.
    Ich bin schon sehr gespannt, wie sich das Thema entwickelt.

  30. „Für verantwortungsvolle Tierhaltung“

    Gegen Massentierhaltung eine sehr komische Initiative. Vor allem weil das Ziel ja eine angebliche Verbesserung der Tierhaltung sein soll. Doch ich konnte keine Aussagen finden die dem interessierten Lösungen zeigen könnten. Doch Aussagen wie z.B. ein angestrebtes Tierwirt(Landwirt)/Tieranzahl-Verhältnis oder die ideale Fläche pro Tierart usw. fehlt komplett (wodurch der Kampfbegriff Massentierhaltung endlich mal ordentlich definiert werden würde). Doch um diese klaren Vorstellungen (außer wir sind dagegen) drückt sich die diese Initiative, denn dann wären sie angreifbar und könnten nicht mit einem „ Michel aus Lönneberga“ Bauernhofbild das Gefühl der möglichen Sympathisanten appellieren um diese Kampagne zu unterstützen (siehe Bauernhöfe statt Agrarfabriken)
    Um dieses Manko an fehlendem Inhalt und Vorschläge auszugleichen haben sich die Campaigner dazu entschlossen durch die explizite Nennung irgendwelcher Professoren soll m.E. die Kampagne aufgewertet werden.
    Auch sind viele Dinge die zur Begründung gegen Massentierhaltung aufgeführt werden einfach nur falsch
    z.B. durch professionelle Tierhaltung ermöglichte entgegen deren wirren Aussage ein Reduzierung der Tieranzahl und somit eine Reduzierung der durch Nutztiere verursachten Treibhausgase.
    Auch ist der Dung kein Abfallstoff der auf den Feldern nur entsorgt wird sondern es ist ein wertvoller Dünger der vor allem in der professionellen Landwirtschaft richtig eingesetzt wird. Denn entgegen der verleumderischen Behauptung dieser Kampagne sinkt der Nitratgehalt im Trinkwasser seit Jahren aufgrund der professionellen Landwirtschaft.

    Vereinfacht ausgedrückt, auf dieser Seite fehlt alles was zeigen könnte, dass die Initiatoren sich ernsthaft (unter Berücksichtigung des Ist-Zustands) mit der Tierhaltung auseinander gesetzt haben. Vielmehr wird ein außer in Kinderbücher und Filmen nie vorhandenes Bauernhof- und artgerechtes Tierhaltungsbild durch schlecht reden und teilweise Lügen aller derzeitigen Haltungsformen erzeugt.
    Die virtuelle Stangenhöhe des Niveau-Limbos der Gutfühlmenschen konnte erneut gesenkt werden.

    Ein Grund weshalb die Initiative nicht “Gegen verantwortungslose Tierhaltung” heist könnte sein, dass dann auch die tierquälerischen Haltungssysteme von Haustieren (Schäferhund in enger Stadtwohnung etc.) kritisiert werden müsste und somit potentielle Unterstützer abgeschreckt werden würden.

    Viel besser wäre es vielleicht eine Initiative zu starten die lautet „Für verantwortungsvolle Tierhaltung“ mit entsprechenden positiven Beispiele (Tiergesundheit, Artgerechte Haltung, guter Umweltschutz etc).

  31. @Mona

    Komischerweise geht es aber den Tieren in den bösen LPGs im Osten im Schnitt besser als denen von Nebenerwerbslandwirte gehaltenen Tiere in Bayern. Grund ist ganz einfach. Die Menschen haben den entsprechenden Beruf erlernt. Ausserdem ist in vielen LPGs eine 24h Versorgung und Kontrolle gewährleistet und die technischen Anlagen zur Unterstützung und Entlastung der Tierhalter sind vorhanden.
    Auch wurde bereist 2001 oder 2002 gezeigt das in Ostdeutschland eine höhere Artenvielfalt herrscht als in Westdeutschland. Grund die „industrielle Landw.“
    Auch in Bayern ist dies möglich und die Entwicklung zeigt klar Richtung spezialisierte Vollerwerbsbetriebe.
    Auch verstehe ich nicht weshalb technische Hilfsmittel die dem Landwirt die körperliche Arbeit erleichtern verteufelt werden. Hierdurch hat der Landwirt Zeit und auch die Power um sich auf eine verbesserte Beobachtung der Tiere zu konzentrieren (was wieder dem Tierwohl zu gute kommt). Auch die Versorgung der Tiere wird hierdurch verbessert. Die landw. Nutztiere werden heute ausgewogener, gesünder und besser ernährt als die Menschen.

    Vielleicht wäre es einfach mal an der Zeit einzusehen, das Bauchgefühle, vor allem in Bereichen von denen man keine Ahnung hat, nichts zur Verbesserung gewisser Fragestellungen beitragen.
    Dies soll nicht bedeuten das man nicht kritisch hinterfragen soll, aber die Antworten sofern sie mit ordentlichen Daten und Fakten belegt werden konnten/können sollten dann auch mal akzeptiert werden (auch wenn diese einem nicht Gefallen).

  32. @Sören

    Hallo Sören,
    cooler Beitrag. Eine Frage konnte dieser Artikel oder irgendjemand anders wirklich beantworten. Vielleicht könntest Du ein Frage (ähnlich wie Sebastian zur Evolution -die ich leider zu spät registrierte aber sehr interessante Antworten lieferte) stellen, was der einzelne unter Massentierhaltung und oder industrieller Tierhaltung versteht. Diese Antworten könnte interessant sein.

  33. Vielfalt statt Einfalt @Maulwurf

    Sie scheinen mit den Gegebenheiten von denen Sie sprechen kaum vertraut zu sein. Wenn Sie hier also Behauptungen aufstellen, dann sollten Sie die auch anhand von Zahlen belegen. Z.B. hat der Osten in Bezug auf Landwirtschaft ja vom Sozialismus/Kommunismus profitiert, indem manche LPG weitergeführt wurde. Leider meinen einige Leute darum wohl auch, dass jeder Mensch Fleisch aus “Massentierhaltung” essen müsste. Man schreibt den Leuten doch auch nicht vor welches Auto sie kaufen sollen oder welches Haus sie bauen müssen, da akzeptiert man ja auch alles Mögliche.

    Vielfach unterstellen Sie mir auch Behauptungen, die ich gar nicht gemacht habe, wie “Auch verstehe ich nicht weshalb technische Hilfsmittel die dem Landwirt die körperliche Arbeit erleichtern verteufelt werden.” Wo steht das? Außerdem sind in Bayern auch nicht nur Amateure am Werk und wenn wir hier stark mit dem Ökolandbau sympathisieren, dann stärkt das nur die Vielfallt, auch die der Angebote für den Verbraucher.

    Sie schrieben “Auch ist der Dung kein Abfallstoff der auf den Feldern nur entsorgt wird sondern es ist ein wertvoller Dünger der vor allem in der professionellen Landwirtschaft richtig eingesetzt wird. Denn entgegen der verleumderischen Behauptung dieser Kampagne sinkt der Nitratgehalt im Trinkwasser seit Jahren aufgrund der professionellen Landwirtschaft.”

    Das ist schlicht falsch. Denn die Trinkwasserqualität hat sich, dank der Ökobauern, z.B. in München stark verbessert.

    http://muenchen.business-on.de/…er-_id13859.html

  34. Nitratgehalte

    Hier (http://www.lfu.bayern.de/…itratbericht_bis04.pdf) ist aber nichts zu finden, was den besonderen Einfluss des Ökolandbaus auf die Nitratkonzentration im Trink- und Grundwasser belegen würde. Vielmehr sind für regionale Unterschiede meteorologische und geologische Faktoren ausschlaggebend. Bei Anteilen des Ökolandbaus zwischen 5 – 10 % in der Fläche ist ein Einfluss auch kaum zu erwarten.
    „Insgesamt ist in der Belastungsklasse über 50 mg/l ein gewisser Trend zur Abnahme zu erkennen. Ihr Anteil an der zu Trinkwasserzwecken gewonnenen Wassermenge lag 2004 noch bei 3,2 %. Die übrigen Klassen, insbesondere die Klasse über 40 mit 50 mg/l Nitrat, zeigen keinen klaren Trend. Auf die Belastungsklassen über 25 mg/l verteilen sich 17 % bis 18 % der in den Jahren 2000 bis 2004 gewonnenen Wassermengen. Somit sind 82 % bis 83 % der für Trinkwasserzwecke genutzten Roh-wassermenge in Bayern als nicht auffällig belastet einzustufen. Die Situation in den Regierungsbezirken (siehe Abb. 2 bis 6) zeigt erwartungsgemäß deutliche regio-nale Unterschiede in der Nitratbelastung auch für die Jahre 2000 bis 2004. Vor allem in Nordbayern ist ein relativ hoher Anteil an Nitratwerten über 50 mg/l zu verzeichnen: Die Wassermengenanteile in der Belastungsklasse über 50 mg/l Nitrat schwanken in Unterfranken zwischen 18 % und 21 % und in Mit-telfranken zwischen 10 % und 12 %, in Oberfranken zwischen 2 % und 5 % und in der Oberpfalz zwi-schen 2 % und 8 %. In Südbayern (Oberbayern, Niederbayern und Schwaben) dagegen liegen die Mengenanteile über 50 mg/l Nitrat fast immer unter 1 %. Die regionalen Unterschiede verdeutlichen den Zusammenhang zwischen der Nitratbelastung und den Faktoren Klima, Bodenbeschaffenheit und Landnutzung. Im Gegensatz zum regenreichen Südbayern wird in nordbayerischen Gebieten das nitrathaltige Bodenwasser bei geringem Niederschlag nur we-nig verdünnt. Besonders ungünstig ist die Situation, wenn gleichzeitig leichte oder flachgründige Böden vorhanden sind.“
    Interessant finde ich die Aussage von Mona, der Osten habe vom Sozialismus in Form der Genossenschaften profitiert. Könnte es sein, dass Arbeitsteilung und Spezialisierung, die erst in Großbetrieben möglich sind, tiergesundheitlich und damit auch betriebswirtschaftlich Vorteile bringen ?

  35. @Maulwurf: Spannend!

    Maulwurf, habe Dich schon erwartet. Schön, dass Du da bist.

    Ich hatte beim Schreiben des Artikels auch zuerst daran gedacht, dass man eventuell auch all die Haustiere dazunehmen sollte. Habe es dann aber gelassen, um den Fokus auf der Landwirtschaft zu lassen.

    Deine Idee, die Aktion einfach ins Positive zu drehen, finde ich brilliant. Und genau dafür würde sich so ein Fragen-Beitrag wie bei Sebastian hervorragend lohnen. Mal sehen wie ich das mache.

    Deine Aussage zu den Nitratgehalten musst Du aber nochmal erläutern…

  36. Betriebsaufteilung

    Waahhhh Torben, das nenne ich mal Kommentieren on demand^^

    Zu Deiner Frage:
    Interessant finde ich die Aussage von Mona, der Osten habe vom Sozialismus in Form der Genossenschaften profitiert. Könnte es sein, dass Arbeitsteilung und Spezialisierung, die erst in Großbetrieben möglich sind, tiergesundheitlich und damit auch betriebswirtschaftlich Vorteile bringen ?

    Würde ich jetzt mal mit einem entschiedenen Jein beantworten. Wenn ein Betrieb nur relativ wenige Tiere hat und die ganze Familie anpackt, klappt das schon ganz gut. Da sind die individuellen Eigenheiten der Tiere ebenfalls bekannt – auch ohne, dass es einen Mitarbeiter gibt, der nur melkt, während weitere Aufgaben andere zufallen. Habe das selbst so erlebt. Aber natürlich, bei größeren Betrieben ist eine Arbeitsteilung unverzichtbar.

  37. Nachtrag

    Bezüglich der zu hohen Nitratwerte in Deutschland sollte man sich auch einmal die Realität anschauen und die sieht ganz anders aus, als von @Maulwurf beschrieben.

    Und wie es scheint sind die sog. “professionellen Landwirte” in Wirklichkeit oft ausländische Großunternehmer, die hier einige Gesetzeslücken ausnutzen wollen.

    Im Link findet sich auch ein “Gemeinsamer Nitratbericht des Bundesumwelt- und des Bundesverbraucherministeriums 2008” mit etwas neueren Zahlen.

    http://frontal21.zdf.de/…/0,1872,8205042,00.html

  38. Nitrat

    Hallo Sören,
    vielen Dank für die Löschung des doppelten Postes, dachte der erste wäre verschütt gegangen, weil die Anzeige hinterherhinkt.
    Tja und bei der Frage Großbetrieb und Kleinbetrieb sind wir wieder beim Thema: es gibt solche und solche. Aber die schlechteren solchen sind bei beiden Betriebsformen sicher in der Minderzahl, sonst könnten die nicht bestehen. Die Frage ist aber hier auch zu stellen, wer hat die größeren Potenzen ? (die Frage der Ausnutzung ist dann wieder eine andere).
    Mona: Der Verweis auf ausländische Großunternehmen und mögliche Ausnutzung von Gesetzeslücken ist nicht belegt und irreführend. Ich kenne nur Deutsche und auch die werden einen Teufel tun am Rande der Legalität zu arbeiten. Ist der Hinweis vielleicht ein Versuch, die Großbetriebe in eine bestimmte Ecke zu stellen ? Und ach ja, Fronatal 21, Flassbart und die Massentierhaltung. Da habe ich eigentlich keine andere Stoßrichtung erwartet. Übrigens gibt es gerade in Ostdeutschland große Betriebe, nur wird hier das angestrebte Verhätnis von GTE und Fläche von 1 : 1 nicht mal erreicht. Also eine Verbindung der Frage “Massentierhaltung” zum Nitrateintrag herzustellen, ist ungeeignet.

  39. Massentierhaltung und Nitratbericht

    @Sören Schewe

    “…Wenn ein Betrieb nur relativ wenige Tiere hat und die ganze Familie anpackt, klappt das schon ganz gut. Da sind die individuellen Eigenheiten der Tiere ebenfalls bekannt – auch ohne, dass es einen Mitarbeiter gibt, der nur melkt, während weitere Aufgaben andere zufallen. Habe das selbst so erlebt. Aber natürlich, bei größeren Betrieben ist eine Arbeitsteilung unverzichtbar.”

    Nun gut, wenigsten scheint Dir die Landwirtschaft nicht fremd zu sein. Allerdings ist mir ein Rätsel, warum sich hier anscheinend einige Leute für die Massentierhaltung einsetzen, die überhaupt nicht davon profitieren. Diese Art der Landwirtschaft braucht doch keine Fachkräfte mehr, durch die Arbeitsteilung genügt es schon, wenn billige Hilfskräfte angelernt werden. Auch kann ich keinen Vorteil darin sehen, dass man mit Antibiotika und anderen Medikamenten behandeltes Fleisch aus “Massentierhaltung” isst. M.E. sollte es Agrarsubventionen sowieso nur für höhere Standards im Tier- und Umweltschutz geben, dann würde das Umdenken sehr viel leichter fallen.

    @Torben Hoffmeister

    “Also eine Verbindung der Frage “Massentierhaltung” zum Nitrateintrag herzustellen, ist ungeeignet.”

    Leider scheinen Sie den “Gemeinsamer Nitratbericht des Bundesumwelt- und des Bundesverbraucherministeriums 2008” nicht gelesen zu haben, der kommt nämlich zum selben Schluss.

  40. @Mona: Vorsicht!

    Oh, dieser Kommentar freut mich besonders. Ich habe mich nänlich schon gefragt, wie ich wieder die Kurve zum Ausgangs-Artikel bekomme. Da ist Dein Kommentar eine prima Überleitung.

    Du schreibst: “Allerdings ist mir ein Rätsel, warum sich hier anscheinend einige Leute für die Massentierhaltung einsetzen, die überhaupt nicht davon profitieren.”

    Ich kann nicht erkennen, dass sich hier jemand explizit für Massentierhaltung einsetzt. Es herrscht hier ein ziemlich klarer Konsens, dass es eine verantwortungsvolle Tierhaltung braucht und diese auch eingehalten werden muss. Nur wie diese dann aussieht, innerhalb welcher Rahmenbedingungen (Transparenz gegenüber dem Verbraucher, Umwelt- und Tierschutz, politische Entscheidungen) Landwirte sich dabei bewegen und welche Spielräume sie dabei haben, das ist der wichtige Punkt. Man kann nicht einfach mal alles ausblenden, was einen gerade nicht interessiert. Das würden Landwirte vielleicht auch gerne…

    Weiterhin schreibst Du:
    “Auch kann ich keinen Vorteil darin sehen, dass man mit Antibiotika und anderen Medikamenten behandeltes Fleisch aus “Massentierhaltung” isst.”

    Wie jetzt? Sollen erkrankte Tiere etwa einfach krank bleiben bzw. die Krankheit durch Nicht-Behandlung erst richtig gefährlich werden?
    Punkt 1: Antibiotika als Leistungsförderer sind seit 2006 EU-weit verboten.
    Punkt 2: Erkrankte Tiere, die mit Antibiotika behandelt wurden, dürfen nicht direkt danach geschlachtet werden, um sicherzugehen, dass keine hohen Dosen mehr im Körper sind. Dort gibt es Regelungen.

  41. Antibiotika-Rückstände im Getreide

    “Sollen erkrankte Tiere etwa einfach krank bleiben bzw. die Krankheit durch Nicht-Behandlung erst richtig gefährlich werden?
    Punkt 1: Antibiotika als Leistungsförderer sind seit 2006 EU-weit verboten.
    Punkt 2: Erkrankte Tiere, die mit Antibiotika behandelt wurden, dürfen nicht direkt danach geschlachtet werden, um sicherzugehen, dass keine hohen Dosen mehr im Körper sind. Dort gibt es Regelungen.”

    Das ist mir sehr wohl bekannt. Trotzdem nimmt der Verbrauch von Antibiotika zu. Der Grund ist, dass meist alle Tiere in einem Stall behandelt werden, auch wenn z.B. nur einige Hühner erkrankt sind.

    Außerdem schaffen es die eingepferchten Tiere häufig nicht, bis zum Ende ihrer Mastzeit halbwegs gesund zu bleiben, also ist ein erhöhter Medikamenteneinsatz vonnöten.

    Problematisch wird es natürlich, wenn der Mist oder die Gülle auf die Felder aufgebracht wird und so das Grundwasser mit Antibiotika-Rückständen verseucht. Es gibt auch eine Modellstudie, die zeigt, dass Antibiotika aus Gülle sogar in das Getreide gelangen kann.

    http://www.laborpraxis.vogel.de/…rticles/113847/

  42. Landwirtschaftskenntnisse

    Mona: Ist schon merkwürdig, anderen mangelnde Kenntnisse über die Landwirtschaft vorzuwerfen und dann über den geregelten Antibiotikaeinsatz nicht informiert zu sein.
    Und wie kommen Sie überhaupt darauf zu behaupten, Arbeitsteilung benötige keine gut ausgebildeten Arbeitskräfte ? In einem gut geführten Betrieb mit “Massentierhaltung” klagte mir gegenüber der Betriebsleiter keine geeigneten Auszubildenden zu finden, die mit seinen Maschinen zum precision farming umgehen können (Düngung nach Bodenwerten zur Vermeidung z.B. übermäßigen Nitrateintrags !). Der Betrieb erzeugt übrigens sein Futter selbst, in der Regel Grünschnitt mit Zusätzen von Rapsschrot, also nicht mal Soja ! Auch das geht in der Massentierhaltung.

  43. @Torben Hoffmeister

    “Ist schon merkwürdig, anderen mangelnde Kenntnisse über die Landwirtschaft vorzuwerfen und dann über den geregelten Antibiotikaeinsatz nicht informiert zu sein.”

    Vielleicht hätten Sie dazu meinen Kommentar lesen sollen. Oder hat sich Ihr Kommentar mit meinem überschnitten?

  44. Antibiotika

    Mona: Stimmt, hat sich überschnitten. Wie ist das jetzt aber mit der Arbeitsteilung und den angeblich geringeren Qualifikationen ?
    Also reden wir jetzt über große Tierhaltungsbestände vs. kleine oder über konventionelle vs. öko ? Auch bei vielen kleinen Beständen werden die Tiere im Notfall mit Antibiotika behandelt und bei Hühnerbeständen alle, weil eine Infektion rasend schnell vonstatten geht. Die Wortwahl “eingepfercht” deutet darauf hin, dass Ihnen Freilauf wohl mehr schmeckt. Nur wird Ihnen jeder Tierarzt bescheinigen, dass solche Bestände gefährdeter sind durch den unkontrollierbaren Kontakt mit Wildtieren und Substraten, die mit diesen in Kontakt waren(Stichworte H5N1, Schweinepest).

  45. @Mona: Zahlen und Bewertung

    Ich habe mir gerade mal den von Dir verlinkten Artikel durchgelesen und komme dabei zu einem ähnlichen Schluss wie bei dem kürzlichen Dioxin-Skandal: nur weil etwas messbar ist, muss es noch keine Gefahr bedeuten. Die dortigen Angaben befinden sich im Pikogramm-Bereich. Zitat:

    “So wurden in einigen Weizenproben des Erntejahres 2005 Tetracyclin, Chlortetracyclin, Isochlortetracyclin und Demeclocyclin gefunden. Im Unterschied dazu enthielten wenige Proben des Jahres 2006 nur Doxycyclin . Die ermittelten Gehalte lagen zwischen ~ 30 und 95 µg/kg FG und blieben vielfach unter der jeweiligen Bestimmungsgrenze.”

    Desweiteren wird in dem Artikel auch gesagt, dass viele Zusammenhänge für eine ordentliche Beurteilung schlicht noch unbekannt sind. Hier brauch es also noch Forschung und einen Kontext, ohne den solche Zahlen ziemlich sinnlos sind.

  46. Tierhalter

    Hallo Sebastian,

    die von Dir verlinkte Seite ist mir wohl bekannt. Aber dort schwingt natürlich wieder ein anderer Gegen-Ton mit. Hier im Blog können allerdings alle Positionen ausgetauscht werden und ich freue mich sehr, dass das so gut funktioniert.

  47. Massentierhaltung @Torben Hoffmeister

    “In einem gut geführten Betrieb mit “Massentierhaltung” klagte mir gegenüber der Betriebsleiter keine geeigneten Auszubildenden zu finden, die mit seinen Maschinen zum precision farming umgehen können (Düngung nach Bodenwerten zur Vermeidung z.B. übermäßigen Nitrateintrags !)”

    Wieso betreibt ein Betrieb mit “Massentierhaltung” ” precision farming”? Das erinnert ja schon fast an Ökolandbau, wo man durch eigene Beobachtung (und noch kaum mit technischen Mitteln) eine sparsamere Düngung und einen geringeren Einsatz von Spritzmitteln erreichen will. Vielleicht reden wir hier auch etwas aneinander vorbei, um es noch einmal klarzustellen: Unter “Massentierhaltung” verstehe ich die industrielle Haltung von Tieren, z.B. von Puten, so wie auf diesem Bild zu sehen:
    http://www.welt.de/…Das-Leid-der-Stalltiere.html

    “Die Wortwahl “eingepfercht” deutet darauf hin, dass Ihnen Freilauf wohl mehr schmeckt. Nur wird Ihnen jeder Tierarzt bescheinigen, dass solche Bestände gefährdeter sind durch den unkontrollierbaren Kontakt mit Wildtieren und Substraten, die mit diesen in Kontakt waren(Stichworte H5N1, Schweinepest).”

    Der Aussage kann ich unter Vorbehalt zustimmen, denn artgerecht gehaltene Hühner haben meist eine bessere Gesundheit und brauchen weniger Medikamente, als solche aus “Massentierhaltung”. Außerdem werden bei letzteren oft auch Antibiotika zu prophylaktischen Zwecken eingesetzt.

    Und ja, freilaufende Hühner schmecken mir besser 🙂

  48. @Mona
    Artenvielfalt:
    Im Auftrag des Bundesamt für Naturschutz wurde bereits 2003 eine Studie veröffentlicht (Nachzulesen Angewandte Landschaftsökologie 40) die nachwies, dass die Agrarlandschaft in Ostdeutschland eine größere Artenvielfalt aufweist.
    Grund: Mehr Biotope welche zwischen den größeren Agrarflächen nicht bearbeitet werden.
    In Westdeutschland findet gerade auch ein Umbruch der Kulturlandschaft. Natur im Sinne von natürlich gibt es in Westdeutschland – außer kleine Gebiete in den Hochalpen – schon seit min. 200 Jahren nicht mehr.
    Vielleicht mal etwas auf der Seite destatis.de sich so ein paar Daten anschauen und mal sehen wie sich die Landwirtschaftliche Nutzfläche in den letzten Jahren so entwickelte
    Nitrat: Hierzu wurde schon geantwortet doch ich möchte es etwas erweitern. Die Nitratbelastung kommt nicht nur von der Landwirtschaft sondern auch durch andere Quellen (z.B. Verkehr, Kleinfeuerungsanlagen etc.). Je nach Region benötigt die Verlagerung des nicht verbrauchten Nitrats ins Grundwasser zw. 5 bis 20 Jahren. Deshalb sind im Schnitt die Werte auf frühere Überdüngungen zurückzuführen. Seit 20 Jahren fallen die Werte in den jeweiligen Regionen kont. (Quelle LUBW). Die Nitratbelastung ist in Regionen mit sehr intensiver Tierhaltung in Deutschland (z.B. Raum Cloppenburg/Vechta oder Hohenlohe) auch nicht höher als in Regionen mit geringer Tierhaltung.
    Biolandwirtschaft:
    Die Bayern können noch soviel mit Biolandwirtschaft sympathisieren. Dies ändert trotzdem nichts daran, dass die entsprechende Umstellung kaum voranschreitet (am häufigsten dann nach EU-Biorichtlinien – die aber laut der verschiedenen Verbände eh kein Bio sei). Der Biomarkt wächst zwar, aber fast nur bei den Discountern durch import Bio (Grund billig) und da gibt es keine Vielfalt oder alten Sorten. Bei Bio dürfen übrigens 2 GTE pro ha gehalten werden (deutlich höher als im unsinnigen Frontalbeitrag der mE einen ausländerfeindlichen Ton aufweist) Wie viele Biobauern gibt es eigentlich um München – mehr als 5%?
    Familienbetrieb:
    Schon mal daran gedacht was passiert wenn der Betriebsleiter erkrankt und aufgrund fehlender Fachkräfte dessen Arbeitskraft nicht ersetzt werden kann? Ich meine nicht das dann ein Betrieb bankrott geht (das Problem haben alle Fam.-Betriebe) sondern das die Tiere für diese Zeit nicht mehr anständig betreut werden können. In größeren Betrieben bzw. prof. Fam.-Betrieben kann dieser Ausfall leichter kompensiert werden und dadurch auch den Tieren zu Gute kommt.
    Übrigens vor allem Fam.-Betriebe setzen auf eine hohe Automatisierung (auch wirtschaftliche Biobetriebe).
    Krankheitsbelastung:
    Die durchschnittliche Antibiotika Menge pro Nutztier sinkt nach meinem Wissen und steigt nicht. Aber diesen Eindruck kann ich nicht belegen denn es fehlen klare Statistiken darüber. Dies bedeutet aber auch das ein Mehrverbrauch (letzte 60 Jahre) nicht belegt werden kann und dies auch reine Spekulationen sind.

    „Nun gut, wenigsten scheint Dir die Landwirtschaft nicht fremd zu sein.“

    Zunächst einmal verstehen ich unter professioneller Landw. das unter Beachtung moderner Erkenntnisse und Richtlinien (d.h. technische Innovationen helfen die harte körperliche Arbeitsbelastung zu senken, wodurch ein mehr an Sicherheit und Gesundheit für die Landwirte und die Tiere sowie ein mehr an Umweltschutz ermöglicht wird) wertvolle Lebensmittel erzeugt werden. Es sind aber Definitiv keine Kinderbuchbauernhöfe die zum Idealbild stilisiert werden die aber nichts anderes darstellen als Ausbeutung von erwachsenen Familienmitgliedern und gesellschaftlich tolerierte Kinderarbeit und Tierhaltung die alles andere ist nur nicht Tiergerecht.

    Welche Vorteile habe ich persönlich?
    Ich finde es gut, dass z.B. meine Nichten und Neffen dank der modernen Technik die Möglichkeit haben ein Wochenende mit ihrem Vater an einem Vater/Kinder Zeltlager teilzunehmen und die Mutter kann dank der modernen Technik ohne Probleme die Tiere versorgen.
    Ich finde es gut, dass die Mutter meiner Nichten und Neffen dank moderner Technik nicht ihren erlernten Beruf aufgeben musste nur um als billige Hilfskraft auf dem Bauernhof zu helfen.
    Ich finde es gut, dass meine Nichten und Neffen dank moderner Technik mit ihren Eltern in den Urlaub fahren können und der Onkel (der nicht Landwirt lernte – aber etwas Ahnung hat) ist bereit in dieser Zeit die Kontrolle der Stallungen durchzuführen (und kann bei Problemen entsprechende Experten fragen) und die Tiere werden immer noch richtig (dank automatischer Fütterung) versorgt.
    Ich finde es gut, dass meine Nichten und Neffen im Sommer dank moderner Technik ohne Probleme mit ihren Schulfreunden ins Schwimmbad gehen können und nicht auf dem Feld arbeiten müssen.
    …..
    Dies sind nur ein paar kleine Punkte weshalb ich für professionelle Landw. in meinem persönlichen Umfeld bin.

    Auch profitiere ich davon, das ich hier Dinge schreiben kann, die auf Techniken basiert die von Menschen entwickelt/betreut wurde/wird die sich nicht tagtäglich um den Anbau ihrer Lebensmittel sorgen müssen.
    Hier mal wieder ein kleines (Werbe)Filmchen: http://www.youtube.com/…;list=PLF5505A448F70F24B

    Zu guter letzt es hindert sie niemand daran ihre Vorstellungen der idealen Tierhaltung selbst umzusetzen. Ein Anfang wäre es zu schreiben wie diese Tierhaltung ausschauen sollte und was sie bereit wären für so erzeugte Lebensmittel zu bezahlen. Berücksichtigt werden müssen allerdings moderne Richtlinien bzgl. Arbeitssicherheit, Arbeitszeit usw.

  49. Antwort @Maulwurf

    Ihr Kommentar hat mich jetzt fast etwas erschlagen, da muss ich erst einiges auseinander sortieren. Jedenfalls finde ich es nett, dass Sie sich so viel Mühe gemacht haben.

    “Im Auftrag des Bundesamt für Naturschutz wurde bereits 2003 eine Studie veröffentlicht (Nachzulesen Angewandte Landschaftsökologie 40) die nachwies, dass die Agrarlandschaft in Ostdeutschland eine größere Artenvielfalt aufweist.
    Grund: Mehr Biotope welche zwischen den größeren Agrarflächen nicht bearbeitet werden.”

    Ich bin mir nicht sicher, ob das immer noch zutrifft, denn so kurz nach der Wende war ja vieles noch anders. Leider fand ich im Internet auch nur ältere Sachen, aber ich bleibe dran. Vorstellen kann ich mir so etwas aber schon, da es im Westen ja die Flurbereinigung gab, ich glaube in den 1970er Jahren, da wurden die z.T. weit verstreuten Felder der Bauen zusammengelegt und die Biotope zwischen den Agrarflächen plattgemacht, weil man eine maschinengerechte Landwirtschaft haben wollte.

    “In Westdeutschland findet gerade auch ein Umbruch der Kulturlandschaft. Natur im Sinne von natürlich gibt es in Westdeutschland – außer kleine Gebiete in den Hochalpen – schon seit min. 200 Jahren nicht mehr.”

    Im Prinzip haben Sie nicht unrecht, man versucht aber Flächen wieder zu rekultivieren.

    “Schon mal daran gedacht was passiert wenn der Betriebsleiter erkrankt und aufgrund fehlender Fachkräfte dessen Arbeitskraft nicht ersetzt werden kann…? “

    Früher halfen sich die Nachbarn im Dorf da gegenseitig. Heutzutage gibt es Beriebshelfer oder Dorfhelferinnen, falls die Frau erkrankt.

    “Zunächst einmal verstehen ich unter professioneller Landw. das unter Beachtung moderner Erkenntnisse und Richtlinien (d.h. technische Innovationen helfen die harte körperliche Arbeitsbelastung zu senken, wodurch ein mehr an Sicherheit und Gesundheit für die Landwirte und die Tiere sowie ein mehr an Umweltschutz ermöglicht wird) wertvolle Lebensmittel erzeugt werden. Es sind aber Definitiv keine Kinderbuchbauernhöfe die zum Idealbild stilisiert werden die aber nichts anderes darstellen als Ausbeutung von erwachsenen Familienmitgliedern und gesellschaftlich tolerierte Kinderarbeit und Tierhaltung die alles andere ist nur nicht Tiergerecht.”

    Um es einmal drastisch auszudrücken: Sie meinen also, sich von Fremden ausbeuten zu lassen ist besser, als sich selbst auszubeuten? Ansonsten kann man nichts gegen weniger körperliche Arbeit einwenden. Mehr Sicherheit und Gesundheit oder mehr Umweltschutz und “wertvolle Lebensmittel” sind auch nicht schlecht. Allerdings bezweifle ich stark, dass man so etwas mit der hier angesprochenen Massentierhaltung erreichen kann. Im Übrigen müssen sich auch Kleinbauern an gesetzliche Vorgaben halten, da werden sicher weniger Tiere gequält, als in Massenställen.

    “Der Biomarkt wächst zwar, aber fast nur bei den Discountern durch import Bio (Grund billig) und da gibt es keine Vielfalt oder alten Sorten.(…)”
    “Ein Anfang wäre es zu schreiben wie diese Tierhaltung ausschauen sollte und was sie bereit wären für so erzeugte Lebensmittel zu bezahlen. Berücksichtigt werden müssen allerdings moderne Richtlinien bzgl. Arbeitssicherheit, Arbeitszeit usw.”

    Artgerechte Tierhaltung wird hier beschrieben: http://de.wikipedia.org/wiki/Artgerechte_Haltung

    Die “so erzeugten Lebensmittel” fasse ich mit dem von Ihnen oben erwähnten “Biomarkt” zusammen, da es dabei um die selbe Problematik geht, nämlich ums Geld.
    Die Gesellschaft fällt momentan auseinander, ein Teil kann sich fast alles leisten, der andere Teil fast gar nichts und die sog. Mittelschicht ist im Aussterben begriffen. Der reiche Teil der Gesellschaft kauft in Reformhäusern und in Biomärkten ein, der Rest beim Discounter. Und für letztere gibt es auch Billigfleisch aus Massentierzucht. Zudem liefern sich die Discounter einen Preiskrieg, der an die Erzeuger weitergegeben wird, ich erinnere nur an den Preisverfall für Milch vor noch gar nicht langer Zeit.

    Siehe dazu auch: “Schnäppchenjagd im Supermarkt – Umfrage: Viele können sich qualitativ hochwertige Lebensmittel einfach nicht leisten”:
    http://www.finanznachrichten.de/…leisten-007.htm

  50. Wikipedia-Quark

    Hallo Mona, ich habe mir gerade mal den von Dir verlinkten Wikipedia-Artikel zu Artgerechter Tierhaltung durchgelesen. Ganz ehrlich: so ist das purer Unsinn. Ich zitiere:

    “So versucht sie sich im Gegensatz zur konventionellen Haltung, beispielsweise der Massentierhaltung, an die Bedürfnisse der Tiere anzupassen und ihnen eine Existenz zu ermöglichen, die den angeborenen Eigenschaften und der ursprünglichen Lebensweise nahe kommt.”

    Dieser Satz zeigt wunderschön, dass der Autor/die Autorin nichts begriffen hat. Konventionelle Tierhaltung ist nicht per se schlimm und erst recht nicht per se Massentierhaltung.

    Und das artgerechte Tierhaltung vor allem in der ökologischen Landirtschaft stattfindet, ist ebenfalls Quark. Und das der Begriff “artgerecht” schwierig ist, lasse ich jetzt mal außen vor.

  51. Tierhaltung/Artenschutz/Nachhaltigkeit

    Hallo Sören!

    Tiere in der deutschen Landwirtschaft sind, glaube ich, meist heimische Tiere die wegen ihres wirtschaftlichen Nutzens – in den meisten Fällen – gehegt, gepflegt und gezüchtet werden – was letztlich dem Erhalt dieser Tierarten zugute kommt (allerdings leider nicht in ihrem natürlichen Ökosystem). Da trägt die landwirtschaftliche Tierhaltung wahrscheinlich zum lokalen Artenschutz bei – aber wie ist es mit den Tieren in einem deutschen Zoo, die meist aus ganz anderen Klimazonen stammen und der dortigen Umwelt angepasst sind z.B. arktische Eisbären und afrikanische Elefanten?

    Sie werden nicht in Massen gehalten, leben in einer anderen Klimazone aber es geht ihnen bestimmt nicht besser oder schlechter als in der Landwirtschaft, vermute ich. Vor allem ist für einen Elefanten die Masse, also die Herde, eher das Normale. Weißt Du da was? Schlimm für die Zootiere sind wahrscheinlich eher die Massen von Menschen die an manchen Tagen den Zoo stürmen und Süßigkeiten und Müll ins Gehege werfen. Ich kann mir gut vorstellen, dass so ein “Eisbär Knut” einiges mitgemacht hat 😉

    Denkst Du, dass ein Zoobesitzer der afrikanische Elefanten hat “direkt” irgendwas für den Erhalt der Elefanten in Afrika tut?

    a)wie in der Landwirtschaft gezüchtet? b)den Nationalparks abgekauft?
    c)einfach gejagt?

    Was ist mit der Leder und Pelzindustrie?
    Was ist mit den Versuchstieren in der medizinischen Forschung?
    Sollte man in allen Bereichen der wirtschaftlichen Tierhaltung eine Ethikkomission einsetzen oder macht man sich lächerlich?

  52. Artgerechte Tierhaltung @Sören Schewe

    Du schriebst. “Konventionelle Tierhaltung ist nicht per se schlimm und erst recht nicht per se Massentierhaltung.”, d.h. artgerecht ist sie aber auch nicht. Ich bin der Meinung, dass artgerechte Tierhaltung sehr wohl und vor allem in der ökologischen Landwirtschaft stattfindet. Schließlich gibt es dafür auch strengere Gesetze.

    “Artgerechte Tierhaltung nach den EG-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau unterscheidet sich ganz von der “konventionellen” Tierhaltung”:

    http://www.bio-siegel.de/…ch-eg-oeko-verordnung/

  53. Meine Einschätzung

    Hallo Joe,

    total geiler Kommentar. Danke! Zoos sind auch ein äußerst spannendes Thema. Ich gehe Deinen Kommentar einfach mal durch:

    “Tiere in der deutschen Landwirtschaft sind, glaube ich, meist heimische Tiere die wegen ihres wirtschaftlichen Nutzens – in den meisten Fällen – gehegt, gepflegt und gezüchtet werden – was letztlich dem Erhalt dieser Tierarten zugute kommt (allerdings leider nicht in ihrem natürlichen Ökosystem).”

    Da muss ich widersprechen. Es ist sogar aktuell so, dass traditionelle Haustierrassen massiv bedroht sind durch Hochleistungsrassen. In Milchvieh-Betrieben findest Du praktisch keine andere Rasse als Holstein-Friesian. Mit Vielfalt hat das nicht viel zu tun. Das ungarische Mangalitza-Schwein war schon fast verschwunden und ist im Rahmen neuer Freiland-Haltungsmethoden gerade noch gerettet worden. Gehegt und gepflegt werden die Tiere natürlich, da hast Du vollkommen recht. Oder ging es Dir jetzt um die heimische Flora und Fauna, die mit der Landwirtschaft lebt?
    Zum Thema Klimazonen sind mir gerade keine größeren Probleme bekannt. Natürlich ist ein europäischer Hochsommer für einen Eisbären nicht super, aber er überlebt es.

    Verzeih mir, dass ich im weiteren Verlauf Nashörner den Elefanten fachlich vorziehe^^ Die größte Umstellung der vier Nashörner aus Tschechien, die jetzt in Afrika leben, war nicht das Klima, sondern die Bewegung. Das waren die so aus dem Zoo nicht gewohnt und deshalb in der ersten Zeit jeden Abend fix und fertig. Mittlerweile sind sie fit genug^^

    Sicher, hirnlose Zoobesucher, die irgendwelchen Fraß oder Müll ins Gehege werfen, sind ein Problem, aber wiederum auch keines, das jetzt gravierend wäre. Wenn die Pfleger da ein Auge drauf haben. geht das schon.

    Zitat: “Denkst Du, dass ein Zoobesitzer der afrikanische Elefanten hat “direkt” irgendwas für den Erhalt der Elefanten in Afrika tut?”

    Sicher. So kann man den Besuchern auch mal ein lebendes Objekt zeigen, sie können es spüren, riechen, atmen hören. All das sind wichtige Eindrücke, die ein Fernseher so nicht rüberbringen kann und die helfen, ein Bewusstsein für diese anderen Tiere zu schaffen. Und ja, gerade bei Nashörnern hilft die Haltung und aufwändige Forschung in Zoos ganz direkt, die Tiere zu erhalten, da sie in freier Wildbahn in unverminderter Zahl erschossen werden, um an das wertvolle Horn zu kommen. Zoos bieten da einen guten Schutz. Ich überspringe jetzt mal ein paar Fragen für deren Beantwortung ich noch etwas Zeit brauche und mache mit der letzten weiter:

    “Sollte man in allen Bereichen der wirtschaftlichen Tierhaltung eine Ethikkomission einsetzen oder macht man sich lächerlich?”

    Schwierig. Tierschutz und Ethik sind tatsächlich ein großes Thema. Und waren es auch schon lamge bevor Leute wie Foer auf den Plan getreten sind. In der Landwirtschaft gab es da in den 80ern erste Momente des Umdenkens, da dämmerte es einigen schon, dass die reine Leistungszucht problematisch wurde (Stichwort MHS beim Schwein). Und natürlich steckt hinter Animal Welfare nicht nur ein ethischer Gedanke, sondern auch die Wirtschaftlichkeit. Wenn zum Beispiel die Milchleistung durch Zucht nicht mehr zu steigern bzw. zu halten ist, brauch es andere Mechanismen. Wenn man so will gehen hier Ethik und Ökonomie Hand in Hand. Und es gibt ja auch Institute wie das TTN-Institut für derlei Belange: http://www.ttn-institut.de/
    Wenn Du Dir das aber so vorstellst, dass dann auf jedem Hof neben den Mitarbeitern immer noch ein Ethiker rumläuft, der alles auf seine Richtigkeit prüft, dann ist das lächerlich, ja.

    Ich hoffe, das ist jetzt nicht allzu verwirrend^^

  54. Oh, hallo Mona,

    Du schreibst: “Ich bin der Meinung, dass artgerechte Tierhaltung sehr wohl und vor allem in der ökologischen Landwirtschaft stattfindet. Schließlich gibt es dafür auch strengere Gesetze.”

    Nö.

    Natürlich kannst Du gerne der Meinung sein, aber es stimmt nicht. Punkt.

  55. Mona, Du kannst hier gerne noch 10.000 Links zu Ökolandbau reinhauen und versuchen, mich zu überzeugen, aber es wird nicht klappen – weil das voll am Thema vorbeigeht.

    Willst Du mir ernsthaft erzählen, dass ein konventioneller Freiluft- und Freilaufstall mit Weidezugang für Kühe irgendwie schlechter ist als eine ökologische Haltung? Du vergisst dabei auch, dass sich ein Landwirt immer in einem sehr engen Rahmen aus Gesetzen und Verpflichtungen bewegt: Umweltschutz, Ressourcenschutz und die Verantwortung gegenüber den Tieren/dem Verbraucher. Das bedeutet, dass sich eine verantwortungsvolle Tierhaltung nicht NUR am Tier orientiert, sondern die genannten Faktoren ebenfalls mit einschließt.
    Hühner in Bodenhaltung können durchaus scharren und picken, was für diese Tiere sehr wichtig ist und die Natur wird nicht unnötig mit deren Ausscheidungen belastet.
    Konventionell gehaltenen Schweinen in kleinen Gruppen und einer hygienischen Umgebung geht es auch in einem konventionellen Stall gut.

    Natürlich ist ökologische Tierhaltung nicht schlecht – wenn sie gut gemacht ist, aber das gilt auch für die konventionelle Tierhaltung. Obwohl das auch nicht so ganz stimmt, müssen Landwirte in der ö. Landwirtschaft ihre Tiere erstmal mit Hokuspokus behandeln, bevor sie auf wirksame Medikamente zurückgreifen können. Aber das ist wieder eine andere Geschichte…

    Mit anderen Worten: es ist SCHEISSEGAL, welches Siegel draufsteht, wenn das Management versagt, dann ist alles schlecht, egal ob öko oder konventionell.

    Aber was schreibe ich…Wahrscheinlich kommt jetzt eh wieder nen Link, der mich überzeugen soll…

  56. Na ja, ‘Massentierhaltung’, darauf haben ja schon Kommentatoren hingewiesen, sagt ja nur etwas über die Zahl aus, nicht über die Bedingungen. Da mir bis heute niemand schlüssig zeigen konnte, dass Thomas Malthus oder Paul Ehrlich prinzipiell Unrecht hätten, führt auch kein Weg daran vorbei Tiere und Pflanzen in großen Mengen zu halten bzw. anzubauen.

    Mag ja sein, dass wir uns nostalgisch nach dem Bauernhof der 1820er sehnen, so wie zumindest die vor 1970 geborenen ihn noch – leicht modifiziert – erleben konnten. Nur ernährt dieser Bauernhof die Welt nicht.* Wie Sören also betont, kommt es darauf an, großen Mengen Tieren eine möglichst artgerechte Haltung zu geben. Was auch noch schwammig ist, da die von uns wesentlich gehaltenen Arten meist alles andere als natürlich sind.

    Die wichtigste von Menschen gehaltene Art ist übrigens eine, die auch ohne Eingriff des Menschen immer in Massen lebt, auf engstem Raum dazu: Apis melifera.

    *Bevor die Diskussion anfängt: ich selbst sehe die Lösung wöanders.

  57. Äh…

    Sören, ich will Dich hier von gar nichts überzeugen. Ich finde, jeder sollte glauben dürfen was er möchte. Allerdings muss man in einer Diskussion von denselben Begriffen ausgehen, sonst kann es leicht zu Missverständnissen kommen. Du schreibst:
    “Obwohl das auch nicht so ganz stimmt, müssen Landwirte in der ö. Landwirtschaft ihre Tiere erstmal mit Hokuspokus behandeln, bevor sie auf wirksame Medikamente zurückgreifen können. Aber das ist wieder eine andere Geschichte…”

    M.E. verwechselst Du hier den ökologischen Landbau mit der Biologisch-dynamischen Landwirtschaft, die sich an den anthroposophischen Grundsätzen eines Rudolf Steiner orientiert. Leider wird das immer wieder durcheinander geschmissen. Also: Es geht hier nicht darum, dass man bei Vollmond mit Mist gefüllte Kuhhörner im Boden vergräbt oder kranken Tieren homöopathische Zuckerkügelchen verabreicht. So etwas ist selbstverständlich Hokuspokus. Der ökologische Landbau ist eine ressourcenschonende und umweltverträgliche Wirtschaftsform, die sich am Prinzip der Nachhaltigkeit orientiert. Dazu braucht es keinen verwirrten Guru.

  58. @Mona

    Ich weiß es nicht, aber vielleicht meint Sören ja das Antibiotika-Verbot im Öko-Landbau, was m.E. durch nichts gerechtfertigt ist.

    Wie ich es sehe, ist der organisch-biologische Landbau nicht so weit von dem bio-dynamischen entfernt, außer dass sie sich von abstrusesten Steinerschen Wundermärchen getrennt hat. Ich sehe die Palette an Kriterien für den Biolandbau nicht wissenschaftlich belegt. So kann man nicht einfach entscheiden, welche Wirtschaftsform wirklich überlegen ist. Nach allem, was ich bisher gelesen habe, ist der Biolandbau aber weit davon entfernt, eine Alternative zu sein, letztendlich wird man sich irgendwo in der Mitte treffen müssen.

    Ich finde, jeder sollte glauben dürfen was er möchte.

    Wenn das also eine Glaubensfrage ist, lohnt sich eine Diskussion doch gar nicht …

  59. Antibiotikaverbot, konv/öko-Anbausysteme

    @Michael Ballaschk

    “Ich weiß es nicht, aber vielleicht meint Sören ja das Antibiotika-Verbot im Öko-Landbau, was m.E. durch nichts gerechtfertigt ist.”

    Nach meinem Kenntnisstand ist der Einsatz von Antibiotika im Ökolandbau nicht verboten.

    “… letztendlich wird man sich irgendwo in der Mitte treffen müssen.”

    Der Meinung bin ich ebenso. Eine Symbiose von konv. und öko. Anbausystem, wobei man die Vorteile beider zusammenführt und gleichzeitig die Nachteile minimiert.

  60. Ökologische LW

    Mona, ich mach es kurz:

    http://www.bmelv-forschung.de/…chungsreport.html

    Anklicken und “Die ökologische Tierhaltung braucht noch viel Unterstützung” herunterladen. LESEN!

    Da steht nichts von Steiner, aber durchaus etwas von Homöopathie…

    Und nur, um das nochmal klarszustellen: Landwirtschaft ist KEIN Glaube, dafür gibts Kirchen, Moscheen, Synagogen…

  61. @Martin: Kein Verbot

    Hi Martin,

    Sebastian hat recht. Es gibt kein explizites Verbot von Antibiotika, wohl aber den Hinweis, dass Landwirte es erstmal mit HP probieren sollten. Wenn das nicht wirkt (!), dann dürfen sie sich auch anderer Mittel bedienen.

  62. “Fleischleistung, Milchleistung oder Legeleistung haben etwas gemeinsam: sie spielen zum einen eine große Rolle in der Landwirtschaft, zum anderen kann man sie ganz einfach messen durch Wiegen oder Zählen. Aber wie misst man Ethik?”

    Ganz einfach – umgekehrt proportional. Lustige PR-Seite. Bisschen platt, aber immerhin lustig. Geschäft läuft demnach schlechter, nehme ich an? Glückwunsch!

  63. @ Sören Schewe Aufklärung

    Danke für die Aufklärung! Ich sehe schon die Materie ist ziemlich komplex und es gibt nicht immer “einfache” Lösungen.

    Jetzt frage ich mich allerdings, warum das was für die Tierzüchtung gilt nicht auch für die Pflanzenzüchtung gelten sollte? Daher z.B. “Hochleistungs-Genmais” gefährdet die Vielfalt der endemischen natürlichen Maissorten. Genmais wirkt sozusagen als Katalysator. Denn ist es nicht so, dass die endemischen Maissorten schon durch den Klimawandel und den menschlichen Eingriff in das Ökosystem gefährdet sind und auf Reaktion darauf erst der Genmais entwickelt wurde? Nach dem Motto: Maisernte gerettet, es gibt weiter Cornflakes zum Frühstück – aber Ökosystem immer noch am Arsch. Warum Genmais nicht mit einer Ökosteuer belegen und teurer verkaufen? (Natürlich werden die Konsumenten heulen…)Aber ich will das hier nicht in deinem Artikel off-topic diskutieren. Ich glaube, dass ist eher was für Martin Ballaschk. Bleiben wir bei Massentierhaltung.

  64. @Joe: Tierhaltung

    “Bleiben wir bei Massentierhaltung.” Ähem. Ich bevorzuge verantwortungslose Tierhaltung, völlig unabhängig von Zahlen oder Bestandsgrößen.
    Und ja, zum Thema Mais fragst Du besser Martin Ballaschk oder auch Alexander Knoll von den Scienceblogs (Alles was lebt).

  65. @alle

    War es nicht so, dass antibiotika-behandelte Tiere nicht mehr als „Bio“ verkauft werden dürfen? Ich hatte das so in Erinnerung … Wer weiß mehr? Gibt es Ausnahmen?

    Der Umgang mit Antibiotika im Ökolandbau ist zumindest problematisch, schaut man sich den Gesetzestext an (Artikel 24 EG-Verordnung 889/2008, bin nicht sicher, ob der Text der richtige ist):

    (4) Erhält ein Tier oder eine Tiergruppe innerhalb von zwölf Monaten mehr als drei Mal oder […] mehr als ein Mal eine tierärztliche Behandlung mit chemisch-synthetischen allopathischen Tierarzneimitteln oder Antibiotika, wobei Impfungen, Parasitenbehandlungen und obligatorische Tilgungsmaßnahmen ausgenommen sind, so dürfen die betreffenden Tiere und die von ihnen stammenden Erzeugnisse nicht als ökologische/biologische Erzeugnisse verkauft werden, und diese Tiere unterliegen den Umstellungsfristen gemäß Artikel 38 Absatz 1.

    Ich habe mich noch nicht durch den gesamten Text durchgewühlt, finde aber schon allein die wertende Wortwahl äußerst bedenklich: allopathische Tierarzneimittel?

    Ich habe gerade keine Zeit weiter zu diksutieren, aber die Diskussion ist insgesmat auf jeden Fall sehr interessant!

  66. Antibiotika im Biolandbau lt. EG-Richtl.

    So, nachdem ich da svorhin nur flüchtig reingepastet habe, und mir dabei die Antwort selbst gegeben habe, hab ich nochmal in Ruhe nachgelesen.

    Es lässt sich folgendes sagen: Antibiotika darf man nicht vorbeugend oder zur Leistungsföderung verabreichen (Artikel 23/1). Bevor man zu wirksamen Arzneimitteln greift, soll man zu pflanzlichen Arzneimitteln, Homöopathika und „Spurenelementen“ greifen (Art. 24/2).

    Und das entscheidende steht in Art 24/3 und /4: Wenn der Hokuspukus nichts bringt, darf man Allopathie und Antibiotika anwenden, aber nicht öfter als drei Mal im Jahr bzw. „falls der produktive Lebenszyklus des Tieres oder der Gruppe weniger als ein Jahr beträgt“ (das ist die Passage, die ich oben leichtsinnigerweise durch […] ersetzt habe), dann nur ein einziges Mal. Wenn das Tier öfter krank ist: Pech gehabt, dann verliert es den Bio-Status. Nach der Behandlung müssen Wartezeiten, die doppelt so lang sind, wie gesetzlich vorgeschrieben, eingehalten werden (/5).

    Insgesamt erscheint mir das recht zweifelhaft – auch wenn ich mir vorstellen kann, dass diese Vorschriften die Motivation bei den Landwirten erhöht, die Tiere „gesünder“ zu halten.

    Nachzulesen hier: EG-Verordnung Nr. 889/2008 vom 5. September 2008 (Durchführungsvorschriften zur neuen EG-Öko-Basisverordnung).

  67. @ Martin und Joe:

    Oh Martin, Danke für Deine Bemühungen! Schau mal unter dem Link weiter oben, den ich auch Mona enpfohlen habe. Praktisch ist das wohl alles ziemlich sinnlos, weshalb Landwirte direkt zu wirkungsvollen Arzneimitteln greifen.

    Und den Ehrgeiz, Tiere gesund zu halten, haben auch konventionelle Tierhalter.

    Joe, wollte Dich nicht angehen, nur mal dezent drauf hinweisen, damit nachfolgende Leser nicht wieder einen Faden packen, der hier eigentlich schon erledigt ist.

  68. Massentierhaltung im Öko – Landbau

    Nach einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes gab es im Dezember 2007 in Deutschland etwa 1,58 Millionen Bio-Legehennen. Gehalten werden die Tiere auf 3.234 Ökobauernhöfen.
    Betriebe mit einer Größe von über 30.000 Hennenplätzen hielten etwa aber 43% des Gesamtbestandes.
    Das heißt, 680.000 Öko-Hennen stehen in Beständen mit mehr als 30.000 Artgenossen.
    Daraus läßt sich wiederum ableiten, dass 43 % aller Öko-Legehennen auf maximal 22 Ökobauernhöfen gehalten werden.

    Eine recht ordentliche Konzentration und gar nicht, dass was man sich landläufig bzw. stadtläufig unter Öko vorstellt.
    Wer hätte das gedacht?

    http://www.bio-berlin-brandenburg.de/…marktinfo/

  69. Hi Daniel,

    Danke für die sehr interessanten Zahlen. Allerdings sollten wir hier jetzt nicht doch noch in Populismus verfallen und wieder bei der “Massentierhaltung” landen.

    Sicher dürfte das für viele Menschen, die in der ökologischen Haltung mehr Romantik oder eine artgerechtere Tierhaltung sehen, irritierend sein, aber wenn das Management stimmt und dort im Bedarfsfall nicht erst mit HP rumgefummelt wird, sehe ich da kein Problem.

    Ich werde mir den Kommentar jedenfall mal für einen eigenen merken!

  70. Mea culpa!

    Hallo Sören!

    Ich bitte vielmals um Entschuldigung für meine verbale Entgleisung 😉 Ich wollte nicht unsachlich werden. Deine Begriffsdeffinition gefällt mir auch viel besser. Da sieht man aber mal wie sehr dieses M – Wort im Sprachgebrauch verankert ist.

    Es sollte nur ein Kontrapunkt gesetzt werden zur verklärten Bauernhofromantik, die weitläufig mit dem ökologischen Landbau und der ökologischen Legehennenhaltung verbunden ist. Bei einer Straßenumfrage, würde die von mir oben angeführten Zahlen doch keiner im ökologischen Landbau für möglich halten.

    Ich sehe da auch überhaupt kein Problem. Wenn ich es für konventionelle Betriebe in Anspruch nehme, dass ordnungsgemäße Tierhaltung eine Frage des Managements ist und weniger eine Frage der Bestandsgröße, dann lasse ich das auch für ökologisch geführte Betriebe gelten.
    16 Mio. Verbraucher an Rhein und Ruhr oder 4 Mio. in Berlin kann man nicht mit Öko-Eiern versorgen, wenn diese alle von “Opas-Bauernhof” kommen sollen.

  71. @Daniel: Kein Problem

    Kein Ding. Ich achte jetzt aber besonders genau auf die Kommentare, weil sich kein neuer Besucher mal eben gut 80 Kommentare durchliest, sondern vielleicht nur noch die letzten. Und da möchte ich es vermeiden, dass die Diskussion wieder von vorn beginnt…

  72. Meine Ansicht

    Ich freue mich, dass man über ein so ernstes Thema sachlich diskutieren kann. Ich verfolge diesen Blog erst seit kurzer Zeit. Bitte seid nicht so hart mit mir, falls ich nicht alle Einzelheiten aufgenommen habe.
    Ich denke es würde allen helfen, wenn jeder kurz beschreibt welchen Bezug er zur Thematik hat. Zum Beispiel, warum favorisierst du, Mona, die ökologische Landwirtschaft so sehr? (Bitte nicht angegriffen fühlen, es ist schließlich dein gutes Recht, allerdings hilft es den anderen(und mir) evtl. dich besser zu verstehen.

    Mein Bezug zur Landwirtschaft sieht folgendermaßen aus:
    Ich bin auf einem Familienbetrieb in Westsachsen aufgewachsen, der von meinem Großvater nach der Wiedervereinigung aufgebaut wurde und derzeit von meinen Eltern bewirtschaftet wird. Unser Betrieb wirtschaftet kontrolliert-integriert, bzw. „konventionell“. Wir halten Milchvieh und erzeugen Marktfrüchte (Weizen, Gerste, Winterraps und Zuckerrüben). Das Futter für unsere Rinder wird bis auf Mineralfutter komplett in unserem Betrieb erzeugt. Ich selbst habe den Ausbildungsberuf Landwirt erlernt(nicht im elterlichen Betrieb) und befinde mich zur Zeit in einer Fachschulfortbildung zum Betriebswirt für Agrarwirtschaft.
    Ich kenne die Umstände in Landwirtschaftsbetrieben aller Größen und kann damit nur der Meinung zustimmen, dass die Haltungsbedingungen nichts mit dem Haltungsumfang zu tun haben. Die Vorteile von kleinen Betrieben( „persönlicher“ Bezug zu den Tieren) und die Vorteile großer Betriebe (erhöhte Spezialisierung) sind ja hier schon genannt worden.
    Ich kann nur sagen, dass meiner Meinung nach in der deutschen Landwirtschaft so strenge Vorschriften und Kontrollen Anwendung finden, wie wahrscheinlich nirgendwo anders auf der Welt. Aus diesem Grund habe ich keine Bedenken einheimische Produkte zu essen. Dies bringt mich zu dem Punkt, dass ich ökologische Produkte aus ideellen Gründen ablehne! Es mag sein, dass einige Bedingungen für die Tiere besser sind als in der konventionellen Landwirtschaft, allerdings stellt der Ökolandbau die konventionelle Landwirtschaft als ungesund und nicht umweltschonend hin. Dies entspricht meiner Erfahrung nach nicht der Wahrheit. Unter Ökologischen Betrieben gibt es mindestens ebenso viele „Schwarze Schafe“ wie unter konventionellen. Ich möchte auch noch einmal erwähnen, dass Ökolandbau nicht das Allheilmittel der Ernährung ist, allerdings so propagiert wird. Meiner Meinung nach währe es für uns Landwirte besser mehr Aufklärungsarbeit am Verbraucher zu leisten als uns gegenseitig in der Luft zu zerreißen. Die Verbraucher sollten jedoch im Gegenzug ihren Standpunkt zu den Lebensmitteln überdenken und die Probleme unserer Gesellschaft beachten anstatt die heutige Landwirtschaft mit dem Bilderbuchbauernhof von vor 200 Jahren zu vergleichen.

    Ich hoffe ich konnte etwas Sinnvolles zu diesem Thema beitragen. Ich habe einfach mal „frei von der Leber weg“ versucht euch meine Ansicht der Problematik näher zu bringen.

    PS. Ich hoffe ich bin nicht zu sehr vom Thema in Richtung öko-konventionell abgeschweift.

    mfg

    franzbua

  73. Umfrage zu Landwirtschaft gewünscht?

    Hey Franz,

    Danke Dir für den erhellenden “Insider-Bericht” und ein herzliches Willkommen auf meinem Blog!

    Die Idee, dass Leser unter einem Artikel einfach mal aufschreiben, was sie unter Landwirtschaft verstehen, kam hier schon mal auf. Nur bin ich mir nach dieser tollen Debatte nicht mehr so sicher, ob das noch wirklich aussagekräftig ist^^

    Vielleicht kommen ja noch ein paar Reaktionen dazu. Ich würde das gerne mal ausprobieren.

    Und nein, Du bist nicht vom Thema abgekommen, denn die Öko vs. konventionell-Debatte ist wohl die größte zu diesem Thema…

  74. Bio-Lebensmittel @franzbua

    “Ich kann nur sagen, dass meiner Meinung nach in der deutschen Landwirtschaft so strenge Vorschriften und Kontrollen Anwendung finden, wie wahrscheinlich nirgendwo anders auf der Welt. Aus diesem Grund habe ich keine Bedenken einheimische Produkte zu essen. Dies bringt mich zu dem Punkt, dass ich ökologische Produkte aus ideellen Gründen ablehne!”

    Die deutsche Landwirtschaft hat sich schon längst den meisten in der EU gültigen Vorschriften und Gesetzen angepasst. Und natürlich sollte man gerade einheimischen Produkte essen, da es für die Umwelt besser ist, wenn Lebensmittel nicht erst um die halbe Welt transportiert werden müssen. Viele Biobauern in Deutschland sind übrigens auch Selbstvermarkter. Als Verbraucherin bevorzuge ich Bio-Lebensmittel, so werden Lebensmittel aus der ökologischen Landwirtschaft bezeichnet, weil diese Produkte nicht gentechnisch verändert sind und ohne Einsatz konventioneller Pestizide, Kunstdünger oder Abwasserschlamm angebaut wurden. Tierische Produkte müssen von Tieren stammen, die artgerecht gehalten werden und gemäß EG-Ökoverordnung in der Regel nicht mit Antibiotika und Wachstumshormonen behandelt wurden. Die Produkte dürfen nicht ionisierend bestrahlt worden sein und enthalten weniger Lebensmittelzusatzstoffe als konventionelle Lebensmittel.

  75. @mona

    Weist du wie es in einem echten Landwirtschaftsbetrieb aussieht? Egal ob ökologisch oder konventionell. Ich meine real, nicht von Bildern oder Artikeln?

  76. Schonmal Landluft geschnuppert?

    “Weist du wie es in einem echten Landwirtschaftsbetrieb aussieht? Egal ob ökologisch oder konventionell. Ich meine real, nicht von Bildern oder Artikeln?”

    Das ist eben meistens das Problem. Vorwerfen kann man es ja niemandem, das er mit der Landwirtschaft nichts am Hut hat. Solche Diskussionen, wie wir sie hier zum Beispiel führen, finden in erster Linie auch nur unter Städtern statt. Auf dem Land kommt man auf solche Absurditäten gar nicht. Ein landwirtschaftliches Studium befähigt mich zu sagen, dass Die Ökobauern die ich kenne, jedenfalls nicht so eine Welle machen, wie die Städter die ihre Produkte kaufen. Einige Ökobauern waren sogar überrascht, dass ihre Kunden der Meinung sind, dass öko-Produkte eine höhere Qualität besitzen als konventionelle.
    Viele Grüße

  77. @Mona

    “Tierische Produkte müssen von Tieren stammen, die artgerecht gehalten werden”

    Ich habe vergangenen Sommer mit meinen beiden Kindern Urlaub auf einem zertifizierten Bio-Hof im Sauerland gemacht. Wir haben unter anderem an einem Abend der Geburt eines Kälbchens beigewohnt. In einem großen, sauberen Stall, in dem sich die Tiere frei bewegen konnten und von dem aus sie jeden Tag auf die Weide geführt wurden. War toll!

    Am folgenden Tag kamen meine Kinder und ich runter in den Hof und sahen neben dem Kuhstall einen kleinen Gitterverschlag, an dem ein Eimer mit Saug”zitze” hing. Da war die Biestmilch drin. Und im Verschlag das Kälbchen vom Vorabend. Die Mutter stand schon wieder auf der Weide. Selbst die Bäuerin meinte auf meine erstaunte Nachfrage, es könne wohl keine Mutter verstehen, wie man sowas machen kann. Es ist aber in so ziemlich allen Betrieben gang und gebe. ^^

    Wer also glaubt, mit “Bio” auch 100% artgerechte Tieridylle zu kaufen, irrt sich mächtig. Völlig unabhängig von der Größe des Betriebes.

  78. Landwirtschaft @franzbua

    “Weist du wie es in einem echten Landwirtschaftsbetrieb aussieht? Egal ob ökologisch oder konventionell. Ich meine real, nicht von Bildern oder Artikeln?”

    Meine Großeltern und einige Verwandte hatten bzw. haben einen landwirtschaftlichen Betrieb.

  79. Milchkühe @Ute

    “Wer also glaubt, mit “Bio” auch 100% artgerechte Tieridylle zu kaufen, irrt sich mächtig. Völlig unabhängig von der Größe des Betriebes.”

    Man darf nicht vergessen, dass auch Biobetriebe in erster Linie Wirtschaftsbetriebe sind, die die Milch verkaufen wollen. Nur Kühe die schon gekalbt haben geben auch Milch, aber nur ca. 10 Monate lang, danach steht die Kuh “trocken” und muss wieder ein Kalb zur Welt bringen damit sie wieder Milch gibt. Außerdem sind die heutigen Kühe ja auf Hochleistung gezüchtet und geben mehr Milch als ein Kalb saufen kann, wenn nun das Euter nicht leergetrunken wird entzündet es sich, darum werden die Kälber gleich abgesetzt und bekommen Biestmilch. Natürlich ist das für die Tiere nicht optimal, da diese ja auch fühlende Lebewesen sind. Trotzdem wundere ich mich etwas, dass man sich hier allgemein zwar über “Bio” aufregt, die schlimmsten Auswüchse der Massentierhaltung aber unkommentiert bleiben bzw. kleingeredet werden.

  80. @Mona

    “die schlimmsten Auswüchse der Massentierhaltung aber unkommentiert bleiben”

    Das ist doch gerade der Punkt dieses Artikels. Es geht eben nicht um die Quantität/Masse, sondern um die Qualität der Tierhaltung. Die ist das Problem. Die von Dir erwähnten Auswüchse können einen kleinen Betrieb genauso betreffen wie einen großen. Das scheinen die Initiatoren dieser Aktion mit ihren unreflektierten Parolen aber völlig außen vor zu lassen.

    Sören hat also völlig recht, wenn er die polemische Wortwahl der Aktionisten kritisiert. Mit solchen Aktionen und derart undifferenzierter Argumentation (viele Kühe = immer schlecht) nimmt einen doch keiner ernst. Und mit solch unreflektierter Tierschutzrabulistik möchte ich auch nichts zu tun haben.

    Wer von mir verlangt, mich pauschal und per se über “Massentierhaltung” aufzuregen, dem zeige ich nur den Vogel. Ich rege mich über – wie Sören schon sagt – verantwortungslose, grausame Tierhaltung auf. Dabei ist die Masse der Tiere aber nicht ausschlaggebend. Genau darum geht’s doch hier.

    Das hier ist kein Artikel, der Mißstände in der Tierhaltung negiert, wie Du mit dem von mir zitierten Satz implizierst. Das hier ist ein Artikel, der zeigt, wie sich Tierschützer durch ihre dümmlichen und uninformierten Parolen selbst ins Knie schießen.

    Über die Mißstände hat nicht nur Sören schon anderenorts genug geschrieben, also unterstelle doch bitte nicht, daß jeder, der sich der o.g. Aktion nicht sofort hurraschreiend anschließt, alle Mißstände wo auch immer ignorieren will.

  81. @franzbua

    “Und wie sieht es da aus? Nebenerwerb? Haupterwerb? Doch sicher Ökologisch, oder etwa nicht?”

    Tut mir leid, aber ich habe inzwischen keine große Lust mehr hier weiter zu debattieren, denn wenn ich den Satz von @Sebastian lese: “Einige Ökobauern waren sogar überrascht, dass ihre Kunden der Meinung sind, dass öko-Produkte eine höhere Qualität besitzen als konventionelle.”, dann erinnert das doch sehr stark an den Satz: “Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln.” Außerdem bringt es auch nichts sich mit Leuten zu unterhalten, die sich zwar kaum auskennen, aber dafür mit dem Vogel zeigen daherkommen. (Damit meine ich jetzt nicht Dich).

    Die Aktion von der hier die Rede ist bezieht sich nun einmal auf “Massentierhaltung” und nicht auf verantwortungslose und grausame Tierhaltung, wie man sie auch bei Haustierhaltern usw. findet. Zum Beispiel wurden die Stallanlagen der Unternehmensgruppe PHW (Marke “Wiesenhof”) mit teilweise mehr als 200.000 Hühnern bereits in der Vergangenheit wegen schlechter Haltungsbedingungen und Umweltbelastungen heftig kritisiert. Geändert hat sich bis heute nichts, da der Betreiber die Verantwortung nicht bei sich, sondern bei den Konsumenten sieht, die für ein Huhn möglichst wenig Geld ausgeben möchten. Ein Drittel dieser Billiglebensmittel landet dann auf dem Müll. Insofern finde ich es durchaus richtig, wenn man die Leute da aufklärt.

    Meine Kritik richtet sich also nicht pauschal gegen eine konventionelle Landwirtschaft, sondern gegen “Agrarfabriken”, wie die oben beschriebenen Hühnermastbetriebe. Gerade in der heutigen Zeit ist doch ein Umdenken erforderlich, denn wenn wir so weitermachen ruinieren wir nicht nur unseren Planeten, sondern auch uns selbst. Man kann Wissen und Technik auch für eine artgerechte Tierhaltung einsetzen (was ja auch Sören Schewe meint), die Natur und Umwelt schützt und gesunde Lebensmittel liefert. Zudem sind Tiere empfindungsfähige Lebewesen, die man vor vermeidbaren Schmerzen und Leiden bewahren sollte.

    Übrigens, viele Landwirte bei uns in der Gegend haben einen ähnlichen Betrieb wie Ihr 😉 Oft mit ein bisschen mehr “Öko”, aber das kommt daher, dass einige Bauern hier auf Nischenprodukte setzen, da sie wegen der schwierigen Produktionsbedingungen (zur Bewirtschaftung von Steillagen braucht es oft Spezialmaschinen) sonst kaum konkurrenzfähig wären.

  82. Argumentation

    Liebe Mona,

    niemand zeigt Dir hier einen Vogel. Ich bin zwar zuletzt nicht viel wirklich online gewesen, habe mir die Kommentare aber genau angeschaut. Wer rumpöbelt und meine Leser und Kommentatoren beschimpft, fliegt raus. Und das hat hier niemand getan.

    Du kannst auch gern noch in weiteren Kommentaren schreiben, dass hier irgendwas “von uns” kleingeredet wird, nur finde ich dann nie irgendwelche Belege dafür. Liefere das nächste Mal doch einfach Belege.
    Hier herrscht der überwiegende Konsens, dass die Qualität der Tierhaltung keineswegs *vordergründig* von der Anzahl der gehaltenen Tiere abhängt.

    Außerdem fällt mir auf, dass einige Kommentare von Dir sehr ambivalent sind. Du schreibst einmal:
    “Die deutsche Landwirtschaft hat sich schon längst den meisten in der EU gültigen Vorschriften und Gesetzen angepasst. Und natürlich sollte man gerade einheimischen Produkte essen, da es für die Umwelt besser ist, wenn Lebensmittel nicht erst um die halbe Welt transportiert werden müssen. Viele Biobauern in Deutschland sind übrigens auch Selbstvermarkter. Als Verbraucherin bevorzuge ich Bio-Lebensmittel, so werden Lebensmittel aus der ökologischen Landwirtschaft bezeichnet, weil diese Produkte nicht gentechnisch verändert sind und ohne Einsatz konventioneller Pestizide, Kunstdünger oder Abwasserschlamm angebaut wurden. Tierische Produkte müssen von Tieren stammen, die artgerecht gehalten werden und gemäß EG-Ökoverordnung in der Regel nicht mit Antibiotika und Wachstumshormonen behandelt wurden. Die Produkte dürfen nicht ionisierend bestrahlt worden sein und enthalten weniger Lebensmittelzusatzstoffe als konventionelle Lebensmittel.”

    In einem späteren Kommentar von Dir lesen wir:
    “Die Aktion von der hier die Rede ist bezieht sich nun einmal auf “Massentierhaltung” und nicht auf verantwortungslose und grausame Tierhaltung, wie man sie auch bei Haustierhaltern usw. findet.”

    Das ist doch genau der Punkt. Die Aktion schießt gnadenlos am Ziel vorbei und verprellt dabei auch noch die Landwirte, die sich so bestimmt nicht an einer Debatte beteiligen.
    Und später:

    “Meine Kritik richtet sich also nicht pauschal gegen eine konventionelle Landwirtschaft, sondern gegen “Agrarfabriken”, wie die oben beschriebenen Hühnermastbetriebe”

    Mit anderen Worten: die, denen Du das Herunterspielen der Folgen und Auswirkungen der Massentierhaltung vorwirfst, sind viel konsequenter, wenn sie gegen verantwortungslose Tierhaltung sind. Die kann nämlich immer und überall passieren.

    Ich denke, Du bist gar nicht so weit weg von uns, fährst aber streckenweise einen Schlingerkurs hier, dem man nicht immer folgen kann.

  83. ich nochmal

    Hallo,
    also meinerseits wurden jetzt genug Standpunkte vertreten. Ich denke auch, dass sich unsere Standpunkte gar nicht so sehr unterscheiden. Ich möchte nur nochmal sagen, dass es zwischen Ökolandbau und “Agrarfabriken” ein sehr breites Spektrum der Landwirtschaft gibt. Nicht alles was nicht Öko ist, ist schlecht. Auf einen gemeinsamen Nenner werden wir kaum kommen, jedoch sollten uns solche Missverständnisse nicht entmutigen, sondern eigentlich zeigen wie weit die breite Bevölkerung von der Produktion ihres täglichen Brotes entfernt ist… Nur weil man auf der Weide eine Fleckviehherde sieht heißt das nicht, dass die Holsteins beim Betrieb nebenan im Stall zu bemitleiden sind. Das es in Deutschland auch genügend Tiere gibt die unter unzumutbaren Bedingungen gehalten werden streitet hier glaube ich auch niemand ab. Worin liegen die Ursachen??? Es gibt leider in der Bevölkerung immer noch eine “Geiz ist geil!”-Mentalität! Das neue Auto darf kosten was es will, aber wehe das Stück Butter oder das Stück Fleisch wird teurer. Armes Deutschland! Sind es die bösen profitgierigen Unternehmer oder quälen nicht doch die gleichgültigen Verbraucher die Tiere? Direkt sind es vielleicht die besagten Tierhalter, aber wenn man mal genauer drüber nachdenkt liegen die Ursachen vielleicht an einer anderen Stelle…. Niemand will Atomstrom, aber wehe der Strompreis steigt!? (man entschuldige das makabre Beispiel.)

  84. Sören Schewe zu Mona: Schlingerkurs

    Na ja, sie muß hier ja auch eine Kampagne vertreten, bei der sie jetzt gemerkt hat, dass griffige Losungen zwar für eine Kampagne sehr gut sind, aber irgendwie an der Realität vorbeigehen. Ist aber so ähnlich mit dem Bild oder besser den Losungen der Öko-Landwirtschaft (ohne Gentechnik, ohne “synthetische” Pestizide und Dünger, artgerecht und in jedem Fall nachhaltig)

  85. Vorsicht Torben!

    Kannst Du das belegen, dass Mona diese Kampagne vertreten MUSS? Jeder kann sich aufgrund falscher Informationen mal irren, das ist nicht tragisch.

    Wenn Du also keine Belege dafür hast, dass Mona involviert ist, möchte ich so etwas genauso wenig lesen wie ihre Anschuldigungen, dass hier etwas ignoriert wird…

  86. Müssen

    Hallo Sören,

    vielen Dank für den Hinweis, aber das “muss” war hier nicht gemeint als “organsiatorisches muss”, sondern eher als “ideelles muss”

  87. Wortsinn

    Der Begriff “Massentierhaltung” hat erstmal nichts mit der Menge der gehaltenen Tiere zu tun, sondern er meint das System an sich.

    http://www.gegen-massentierhaltung.de/…h-besser/

    P.S.: Wer gewerblich Hunde züchtet, muss für jeweils 10 Hündinnen mit Welpen einen sachkundigen Pfleger einsetzen. Jeder Hündin müssen mind. 10qm Platz zur Verfügung stehe.

    Wieviel Sauen mit Ferkeln werden von einem sachkundigen Pfleger betreut? Und wieviel Platz haben die?

  88. Hallo Heike,

    ja, den von Dir verlinkten Beitrag habe ich schon vor einem halben Jahr gelesen, nachdem ich diese Seite als Urheber der ganzen Banner in anderen Blogs ausgemacht hatte. Ich habe ihn gerade wieder gelesen und denke immer noch, dass dort lediglich herumgerudert wird ohne genau zu werden. Einerseits soll es nicht vordergründig um die Zahl der Tiere gehen, andererseits geht es den Initiatoren dann doch um Großbetriebe. Was denn nun? Sicher gibt es dabei den einen oder anderen Auswuchs, den man aber nicht mit so einer Petition voller Empörung in den Griff bekommt, sondern schlicht durch einen geänderten Konsum. Falls Du mal einen kleinen Einblick in die Schweinehaltung lesen möchtest, empfehle ich Dir diesen offenen Brief:

    http://ticker-grosstiere.animal-health-online.de/

    Kleine Anmerkung dazu: der Brief ist von 2002, mittlerweile ist der Antibiotika-Einsatz seit 2006 EU-weit verboten.

    Hier findest Du die Tierschutznutztierhaltungs-Verordnung (für Schwein einfach runterscrollen):

    http://www.sadaba.de/GSBT_TierSchNutzV.html

    Und was die fachkundige Betreuung angeht, werden die Tiere entweder vom Landwirt oder von Angestellten des Betriebes betreut.

    Ich hoffe, ich konnte ein bisschen weiterhelfen.

    Viele Grüße!

  89. Zaghafte Anfänge

    Hallo Reuben C,

    danke für Deine Ergänzung. Von “Americasheartland” gibt es übrigens auch einen großartigen Youtube-Channel:

    http://www.youtube.com/user/americasheartland

    Wenn Du sagst, dass wir sowas auch bräuchten, hast Du natürlich recht. Wir haben da zB:

    http://www.youtube.com/user/agrarheute

    oder auch etwas spezieller:

    http://www.youtube.com/user/deutschesgefluegel

    Ansonste findet man auch immer einzelne Videos über die Suchbegriffe.

    Das Angebot ist also schon mal da, jetzt muss es nur noch geschaut und verstanden werden, aber genau das ist das eigentliche Problem. So eine kleine Reportage im Krimi-Style ist eben leichter verdaulich als fachliche Informationen…

  90. Hallo Reuben C,

    das ist doch mal eine Ansage! Finde ich gut, obwohl das Wort deshalb natürlich immer noch benutzt wird, um ordentlich auf den Putz zu hauen. Aber zumindest das Signal ist schon mal gut.

    Danke für den Hinweis!

  91. Massentierhaltung

    Hallo Herr Hoffmeister, “Bretter bohren” lohnt sich.
    “Masse” ist mit Tierschutz durchaus vereinbar, wenn sich selbst im Biobereich Größenordnungen finden, die früher undenkbar waren. Die Besucher des DBV-Veredlungstages in Dorsten staunten nicht schlecht, als von 25.000 Puten- und 350.000 Masthähnchenplätzen die Rede war. Und selbst ein Vertreter der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen musste eingestehen, dass für die Bewertung einer Tierhaltung nicht die Bestandsgröße, sondern das Wohlergehen des Einzeltieres entscheidend sei. Von “Massentierhaltung” wolle man daher künftig auch nicht mehr sprechen.
    Folge: wachstumswillige Biolandbetriebe müssen sich mit Bürgerinitiativen auseinandersetzen, die 400 Milchkühe zuviel finden (jüngst in Hennef bei Bonn). Verrückte Welt.

  92. Schöner Beitrag

    Sorry, jetzt muss ich noch einen fehler einsehen, die Komentare die unter “Bergung einer Wühlmaus” gelandet sind, gehören eig. hier her… Tut mir Leid für die ganzen Fehler.

  93. Infos benötigt

    Hallo Jasmin,

    macht nix. Jetzt erklär mir doch mal bitte genauer, um was es in Deiner Debatte geht, damit ich Dir auch helfen kann.

  94. Debatte

    Ich muss die Nachteile der Massentierhaltung so erzählen/debattieren, dass ich meinen Gegenüber dazu bringe kann, die Massentierhaltung “abzuschaffen” (was natürlich nicht geht, ist ja bloß für de Schule.)

    Ich muss unbedingt noch wissen, wie viel Platz die Massentierhaltung jetzt einnimmt um auszurechnen, wie viele Tiere man auf dem Platz in “guter” Haltung haten kann und wie viel das dann mehr kosten müsste (wären ja sicher um die Hälfte weniger oder so)
    Kannst du mir da helfen?

  95. Uff. Das kann man nicht mal eben an ein paar Zahlen festmachen, allgemein schon mal gar nicht. Schau Dir mal diesen Artikel an:

    http://www.agrarheute.com/…uchbegriff2=wiesenhof

    Dort wird die Haltung des bei Wiesenhof neuen Privathofgeflügels mit den konventionellen Bedingungen verglichen.
    Dort stehen auch die Mehrkosten für den Verbraucher.

    Das wäre schon mal ein Beispiel für eine Tierwohl-orientierte Haltung. Hilft Dir das weiter. Ansonsten frag einfach solange, bis es passt^^

  96. Hey, das ist nicht schlecht, aber leider auch keine Ideallösung, denke ich. Es ist auf alle Fälle besser, als diese fiese Tierhaltung, und das könnte man im Notfall auch als Kompromiss hernehmen. Hast Du noch eine andere Seite?

  97. Kompromiss

    Das klingt schon mal nicht schlecht, wenn uach nicht perfekt. Wäre vllt ganz gut als Kompromiss gedacht. hast du noch was aders, was eine noch schönere Haltung zeigt?

    Ich würde als Kompromiss dann irgendwann gerne vorschlagen, einen Teil als Wandertierhaltung zu machen und vllt wirklich einen Teil so, wie bei der Seite, die Du mir gezeigt hast. Wäre das realisierbar, rein teoretisch?
    Und hat diese Haltungform einen Namen?

  98. Jasmin, die 2te…

    Ich zitiere mal kurz:

    “Ich würde als Kompromiss dann irgendwann gerne vorschlagen, einen Teil als Wandertierhaltung zu machen und vllt wirklich einen Teil so, wie bei der Seite, die Du mir gezeigt hast. Wäre das realisierbar, rein teoretisch?
    Und hat diese Haltungform einen Namen?”

    Eine Wandertierhaltung? So wie bei Schafen? Wie willst Du denn mit ein paar Tausend Puten oder Hühnern wandern? Eine gute oder schöne Haltung bedeutet nicht automatisch eine Wiese. Hühner finden die beispielsweise nur solange spannend bis sie einen Bussard über sich rufen hören…Außerdem lassen sich draußen auch viele Parasiten einsammeln, die dann mit Medikamenten bekämpft werden müssen, das möchte man nicht.

    Grundsätzlich unterscheidet man zwischen konventioneller und ökologischer Haltung, bei Wiesenhof hat man das alternative Modell Privathofgeflügel genannt.

  99. Ich finde an dem Text ist definitiv was dran. ABER ich finde es einfach total krass, dass es überhaupt möglich ist, Tiere unter solchen Umständen zu halten. Ich denke, es ist schon sehr wichtig zu beachten, wie viele Tiere auf einem kleinen Raum zusammen gepresst werden und auf ihre schlachtung warten. Natrülich sind es mehrere Aspekte die zusammenspielen wie oben genannt. Aber meiner Meinung nach ist es schlimm genung, wenn allein einer dieser Punkte bei einem Tier zutrifft. Was mich bei dem ganzen noch stört ist, dass Menschen jeden Tag mehrmals Fleisch essen wollen!! Erstens ist es ungesund, zweitens kommen genau so die Massentierhaltungen zu stande und drittens wenn ich schon sehe wie billig das Fleisch ist muss ich doch schon stutzig werden oder nicht? Ich meine der Unterschied zwischen Bio- und nicht Biofleisch ist einfach enorm. Außerdem sollte man lieber etwas mehr investieren und dafür seltener Fleisch essen. Zum wohl der Tiere und der eigenen Gesundheit.

  100. Feindbild Bauer – Basis Gläubigkeit

    Wennn man mit Menschen spricht, die das Buch von Foer gelesen und ernst haben, ist oft nicht mehr mit ihnen zu reden. Eine Verwandte sagte, sie werde nur noch Biomilch kaufen, weil die Kühe aus Massentierhaltung (alle) hätten Euterentzündung (behauptet wohl Foer). Googlend stellte sich erstens heraus, dass auch Biokühe Euterentzündungen haben. Außerdem konnte man in vielen Landforen lesen, was man alles manchen kann, wie vorgebeugt werden kann. Meine Argumente fruchteten aber nicht; der Glauben war gefestigt, da lie? sich nichts rücken. Unwissen ist das eine, das aber nicht korrigieren zu wollen, das andere.

  101. Hallo Herr Maier,

    da haben sie wohl nicht ganz unrecht, die Erfahrung habe ich in gewisser Weise auch gerade erst wieder gemacht. Gegen diese dauerlaufende Kritik vieler Laien, die aufgrund fachlicher Unkenntnis gar nicht mal absichtlich aber doch oft danebenliegen, ist einfach noch kein Kraut gewachsen. Schon gar nicht, wenn die Meinung erstmal gefestigt ist. Leider.

  102. Masse statt Klasse?

    Hallo Sören, schön herausgearbeitet: Tierschutz ist unteilbar, die Vorschriften gelten unabhängig von der Bestandsgröße für jedes einzelne Tier, und Tierwohl steht und fällt mit dem Management. Umso erstaunlicher erscheint mir, dass die Aktion “Wir haben es satt” oder ProVieh um Sympathien gegen (tierquälerische) “Massentierhaltung” werben. Gegen Tierquälerei hat jeder etwas, aber selbst das NEUE Tierschutzlabel lässt Obergranzen von 2 x 30.000 Masthühnern bzw. 3.000 Mastplätzen in der Schweinemast zu. Die Ökoförderung gar orientiert sich in NRW an den Grenzen des BImSchG, und die liegen deutlich über den Grenzen der Massentierhaltungs-VO aus dem Jahr 1975, die mittlerweile durch die Schweinehaltungshygiene-VO abgelöst wurden. Wer sich zu “Markt” und seinem Wettbewerb bekennt, zudem bei nationalen Tierschutzvorgaben höhere Standards als die europäischen Mitwettbewerber festlegt, der darf sich nicht darüber wundern, dass kleine Bauern aufgeben und die Bestände wachsen. Das hat wohl etwas mit den steigenden Produktionskosten zu tun, die auf viele Tiere umgelegt werden müssen!?

  103. Hallo Klemens,

    vielen Dank, dabei ist das hier bei weitem nicht mein bester Artikel, hatte den damals ziemlich unter Zeitdruck geschrieben, weil ich drum gebeten wurde 😉

    In die ganzen Verordnungen lese ich mich nach und nach ein, wozu auch der Bereich der Agrarökonomie gehört.

    Das mit der Massentierhaltung ist ja eine sehr leidige Geschichte. Ich denke, gerade beim Geflügel ist es eher eine Frage der Besatzdichte. 15 Tiere pro qm, wie sie das Tierwohl-Label des Deutschen Tierschutzbundes vorsieht, sind schon eine deutliche Verbesserung gegenüber den 20-22 Tieren konventionell. Die Rasse tut natürlich noch ihr Übriges dazu.
    Bei Schweinen sollte dringend an anderen Stelle Abhilfe geschaffen werden durch Spielzeug bspw, was ja auch endlich losgeht dieses Jahr. Und die Fütterung muss überarbeitet werden – dann können wir auch mal nach den puren Tierzahlen schauen.

    Das ist zumindest mein Eindruck, aber so ganz unwissend scheinst Du auch nicht zu sein, oder? 😉

    Grüße!
    Sören

  104. Artgemäß in Massen? Ein Widerspruch!

    Jeder, der in einen konventionellen Putenmaststall – der üblicherweise masenhaft Tiere birgt – gegen Ende der Mastphase geht und irgendeine Pute hochnimmt, wird Fußschäden/Fußballendermatitis, oft schwere Läsionen entdecken.

    Es werden also etliche der angeführten fünf Freiheiten verletzt und die auch gesetzlich schwerste Verletzung ist immer noch die dauerhafte Zufügung von Schmerzen – eine solche besteht hier. Üblicherweise kommen in der Geflügelmast Hitzestress, Skelettdeformationen, HKS u. a. m. hinzu.

    Wie kann man dann also sagen, Massenproduktion wäre nicht mit Tierleid gleichzusetzen?

    Ih kennen keinen Betrieb, der hunderttausende von Tieren artgemäß hält. Kennen Sie einen? Dann würde ich den gern einmal sehen!

    Sofern also dieser Beweis nicht erbracht ist, dass es tatsächlich möglich ist, hunderttausende von Tieren ohne Schäden, Schmerzen und Leiden (vgl. TschG., Par. 2,2) zu halten, halte ich es weiterhin für legitim, den Begriff “Massentierhaltung” negativ zu konnotieren.

    Es gibt mittlerweise Systeme, die es erlauben, z. B. 1.000 Tiere in einem Mobilstall unterzubringen, der wöchentlich versetzt wird. Davon kann man natürlich auch 100 Stück aufstellen. Das wäre dann artgerecht. Diese Art der Haltung wird auch niemand als Massentierhaltung bezeichnen und ich kenne keinen Fall, wo jemand dies getan hätte.

    Massentierhaltung ist per definitionem eine Form der massenhaften Haltung von Tieren, die ihre Bedürfnisse regelhaft missachtet, wie auch und gerade das große Wissenschaftsbündnis gegen Massentierhaltung auf seiner Eingangsseite aufzeigt.

    Wenn Agrarindustrielle gegen diesen Begriff polemisieren und ihre Art der Tierhaltung als modern oder sonstwie euphemistish bezeichnen, sollten wir diese Irreführung des Verbrauchers nicht unterstützen.

  105. Kommen wir jetzt mal zu diesem Kommentar. Ich habe diesen Artikel vor mittlerweile schon zwei Jahren ziemlich hastig zusammengeschrieben, dass ausgerechnet dieser dann soviel Aufmerksamkeit bekam, konnte ich nicht ahnen.

    Ich habe nie ein Geheimnis aus den Problemen der konventionellen Geflügelhaltung gemacht, ebenso habe ich immer betont, dass ich diese Form der Geflügelmast nicht sonderlich gut finde aus den auch von Ihnen genannten Problemen. Trotzdem gibt es – entgegen ihrer Ansicht – durchaus Mastdurchgänge mit Tieren, die keinerlei Probleme mit den Fußballen haben. Aber das nur nebenbei.

    Es gibt mittlerweile viele Konzepte, die das Wohl der Tiere in den Fokus stellen. Nur müssen die sich jetzt auch letztlich bewähren. Wenn sie keiner kauft, sind die schneller wieder weg als wir gucken können. Trotzdem beginnt man schon in Holland mit einer kompletten Umstellung der Mastbetriebe, in Österreich regt sich erster öffentlicher Unmut (nicht zuletzt auch, weil die Billig-Konkurrenz aus anderen Ländern stärker wird) und in Deutschland sollte es auch bald losgehen. Bin da recht optimistisch.

    Puten sind da nochmal ein Sonderfall, da muss ich Ihnen in gewisser Weise recht geben. Aber auch da entwickelt sich was (mehr weiß ich noch nicht, wenn das so ist, werde ich darüber berichten).

  106. Hallo Elisabeth,

    “Wie kann man dann also sagen, Massenproduktion wäre nicht mit Tierleid gleichzusetzen?”

    Tiere werden eben auch mal krank, egal ob wenige Tiere oder viele Tiere zusammen sind. Mit ihrer Vorstellung von Leid
    hat das aber wenig gemeinsam, da dem Tierhalter nur gesunde Tiere abgekauft werden. Kommt er mit geschundenen und kranken Tieren zum Schlachthof, wird er rausgeworfen, so sieht es aus.

    “Ih kennen keinen Betrieb, der hunderttausende von Tieren artgemäß hält. Kennen Sie einen?
    Dann würde ich den gern einmal sehen!”

    Da muß der Blogautor eventuell passen, da zumindest mir solche Größenordnungen (hunderttausende) nicht bekannt sind.
    Und “artgemäße” Tierhaltung gibt es nur in der Wildnis, bei Nutztierhaltung sprechen wir von “tiergerecht”.
    Übrigens überleben in der Wildnis bis zu 80% des Wildschweinnachwuchses das erste Lebensjahr nicht. Glücklich
    können sich also die Ferkel schätzen, die in menschlicher Obhut aufwachsen.

    “Es gibt mittlerweise Systeme, die es erlauben, z. B. 1.000 Tiere in einem Mobilstall unterzubringen, der wöchentlich versetzt wird.”

    Sicherlich ist das für einige Standorte mit entprechender Vermarktungsform attraktiv. Für die Versorgung
    von ca. 80 Mio. Menschen in D. reicht das aber, schon augrund des erhöhten Futter- u. Flächenbedarfs, nicht aus.
    Gar nicht erst zu sprechen von den Gefahren der Übertragung der Vogelgrippe durch Wildvögel und anderer Krankheiten von etlichem Getier,
    welches im saftigen Gras kreucht und fleucht.

  107. Hallo Curtis,

    vielen Dank für diesen großartigen Bericht – wobei man den Rapper da ruhig hätte weglassen können. Vieles von dem Genannten war mir durchaus bekannt, das Rondeel zum Beispiel 😉

  108. 100.000 Biobetriebe

    Natürlich gibt es Biobetriebe mit mehr als 100.000 Tieren, z.B. in Australien. Die Rinder werden dort mit Helikoptern betreut.
    Wobei Bio oder konvi. völlig egal ist.
    Derartige Größenordnungen sind übrigens auch der grund dafür, dass bei uns jährlich 600 Ökobetriebe aus der Produktion ausscheiden (müssen).
    http://www.zds-bonn.de/…aus_dem_oekolandbau.html

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