Der aktuelle Ausbruch des Mount Merapi auf Java

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Der Vulkan Mount Merapi auf der Insel Java in Indonesien ist zugleich Segen und Fluch für die ansässige Bevölkerung. Einerseits sorgt die vulkanische Asche seiner häufigen Eruptionen für fruchtbare Böden, einer der Hauptgründe, warum Menschen gerne in der Nähe der durchaus gefährlichen Feuerberge leben. Der Mount Merapi ist aber auch einer der aktivsten Vulkane des ohnehin mit aktiven Vulkanen reich gesegneten Indonesien. Und damit ist er eine stete Gefahr für die vielen Menschen, die im Schatten seines Kegels leben. Am 26. Oktober, nur einen Tag nach dem Erdbeben vor den Mentawai-Inseln, brach der Vulkan erneut aus und tötete mindestens 122 Menschen und zwang rund 100 000 Menschen in die Flucht. Während der aktuellen Eruptionen hüllte sich der Gipfel des Berges in den Wolken (Abb. 1), der V-förmige Plume des Vulkans hebt sich kaum gegen die allgegenwärtigen Wolken ab. Laut dem Volcanic Ash Advisory Center in Darwin, Australien, reichte die Aschenwolke bis in eine Höhe von 16 Kilometern und erreichte am 6. November eine Ausdehnung von rund 350 Kilometern nach Westen und Südwesten.

 

Abb. 1: Mt. Merapi, aufgenommmen vom Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer (MODIS) am 5. November 2010. Credit: NASA.

Die indonesische Regierung hat den Notstand ausgerufen und eine Zone von rund 20 Kilometern um den Vulkan zur Gefahrenzone ernannt. Darin befindet sich auch die alte Stadt Yogyakarta. Als Vulkan in einem Inselbogen hat der Merapi ein sehr Kieselsäure reiches Magma, welches sehr zäh fließt und gelöste Gase entsprechend schwer los wird. Dies führt zu extrem explosiven Ausbrüchen, bei denen nicht nur große Aschensäulen in die Atmosphäre geschleudert werden, sondern sehr häufig auch so genannte pyroklastische Ströme ausgelöst werden. Dabei rast ein Gemisch aus heißen Gasen und heißer Asche mit sehr hoher Geschwindigkeit den Hang herab und überwindet dabei auch größere Distanzen und Hindernisse. Für Lebewesen ist die Begegnung mit einem derartigen pyroklastischen Strom tödlich. Die heißen Gase verbrennen die Haut und die Atmungsorgane, die heiße Asche verstopft die Atemwege. Nach den Ausbrüchen führen häufig Regenfälle auf die lockeren und unverfestigten Aschenlagen zu Schlammströmen, Lahare genannt, die ebenfalls Tod und Verderben auch in weit entfernte Gebiete tragen können. Am 30. Oktober hat das Advanced Spaceborne Thermal Emission and Reflection Radiometer (ASTER) des Satelliten Terra die Chance gehabt, die thermische Signatur eines dieser pyroklastischen Ströme aufzuzeichnen (Abb. 2). In der Aufnahme wurde die thermische Signatur über ein dreidimensionales Geländemodell des Vulkans gelegt. Das Geländemodell stammt ebenfalls von stereographischen Beobachtungen von ASTER. Auf dem Bild zeigt sich neben der länglichen Signatur des pyroklastischen Stromes an der Spitze des Berges ein Lavadom. Diese Dome hängen ebenfalls mit der zähen Lava des Vulkans zusammen. Ähnliche Lavadome hatte ich schon am Beispiel des Mt. St. Helens, des Soufrière Hills und des Chaiten beschrieben. Wenn ein derartiger Lavadom unter seinem eigenen Gewicht zusammenbricht, kann er ebenfalls einen pyroklastischen Strom auslösen.

Abb. 2: Thermische Signatur eines pyroklastischen Stromes und des Lavadomes am Mt. Merapi, azfgenommen vom  Advanced Spaceborne Thermal Emission and Reflection Radiometer (ASTER) am 1. November 2010. Credit: NASA

  Nachtrag

Hier sind einige Filmaufnahmen kleinerer pyroklastischer Ströme am Mount Merapi. Sie lassen einen die Gewalt dieser Ereignisse erahnen.

 

Global Volcanism Program. (2010, November 2). Smithsonian/USGS weekly volcanic activity report, 27 October–2 November 2010. Smithsonian. Accessed November 4, 2010.

U.S. Geological Survey Volcano Hazards Program. (2010, April 19). VHP photo glossary: Pyroclastic flow. Accessed November 4, 2010.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

1 Kommentar

  1. Vulkane

    In dem Zusammenhang (bei allem Leiden der Beroffenen in Java)ist es sicherlich interessant zu wissen, dass es weltweit jedes Jahr ca. 50 bis 60 Vulkanausbrüche kleinerer und größerer Art gibt. Geologisch nicht weit weg vom Mount Merapi ist der gleichfalls daueraktive Vulkan Semuru. Ich befürchte, hier wird sich die nächste Katatrophe anbahnen.

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