Travertin – Eindrücke einer Urlaubsreise zu den beiden Nationalparks – Plitvička jezera (Plitwitzer Seen) und Krka

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Folgender geologischer Reisebericht hat mich über das Forum Geoversum erreicht. Der dort recht gut bekannte User Tepui hatte die schöne Gelegenheit, eine Reise in die Nationalpark – Plitvička jezera (Plitwitzer Seen) und Krka zu unternehmen. Und er war so freundlich, über seine Eindrücke dort ein paar Worte zu verlieren und mir die Erlaubnis zu geben, den Text und die Bilder hier einzustellen. Die Bilder von Tepui mit freundlicher Genehmigung stehen unter einer CC-Lizenz.

Travertin – Eindrücke einer Urlaubsreise

Dieses Jahr führte mich mein Sommerurlaub nach Kroatien. Zu den Höhepunkten gehörte der Besuch zweier Nationalparke – Plitvička jezera (Plitwitzer Seen) und Krka. Zu den geologischen Besonderheiten zählt in beiden die Travertinbildung.

Bevor ich die beiden Nationalparks in Bildern vorstelle ein wenig Theorie:

Als während meiner Schulzeit im Erdkundeunterricht das Thema “Karst” behandelt wurde geschah dies am Beispiel des damaligen Jugoslawien. Bedingt durch die Landschaftsaufnahmen im Schulbuch, verbunden mit Begriffen wie ‘Flussversickerung’ oder ‘Schluckloch’ stellte ich mir die Oberfläche einer Karstlandschaft eher so …

als so:

 

… vor. Dabei ist letztere für eine intensive Verkarstung eher geeignet als die karge in den oberen Bildern, denn reines Wasser löst Kalk nur sehr schlecht. Erst gelöstes Kohlendioxid (CO2) und die dadurch gebildete Kohlensäure bewirken wirksame Kalklösung. Der CO2-Gehalt der Atmosphäre ist aber viel zu gering um Regenwasser damit nennenswert anzureichern.
In Böden unter einer Vegetationsdecke aber wird durch Bodenorganismen ständig organische Substanz abgebaut und CO2 freigesetzt. Der Anteil CO2 in der Bodenluft ist daher erheblich größer als in der freien Luft darüber. Beim Durchsickern des Bodens lösen sich daher größere Mengen CO2 im Regenwasser, Kalk kann jetzt in bedeutendem Umfang gelöst werden.

Darüber hinaus ist die Aussage, dass Karstoberflächen keine Fließgewässer erlauben, eine grobe Vereinfachung. Natürlicher Kalk ist nämlich niemals rein. Er enthält unter anderem Tonbestandteile, die sich bei fortschreitender Kalklösung an der Oberfläche anreichern und diese versiegeln können. Es kann also auch auf Karstoberflächen größere Wasserläufe geben. Das in ihnen fließende Wasser enthält erhebliche Mengen gelösten Kalk. Photosynthetische Mikroorganismen Algen und andere Wasserpflanzen entziehen dem Wasser CO2. Dadurch nimmt die Fähigkeit Kalk zu lösen ab und schließlich fällt Kalk in Form winziger Kristalle (Calcit oder Aragonit) aus. Im oder zumindest teilweise im Wasser siedelnde Moose sind mit ihren Polstern in der Lage diese Kristalle herauszufiltern und anzureichern. Hier versintern sie zu einem porösen aber festen Gestein, dem Travertin. Zusammen mit den Moospolstern wachsen die Travertinblöcke. Dabei können sie sogar Dämme bilden, was zur Bildung kaskadenartigen Wasserfällen (Nationalpark Krka) oder sogar zu terrassenartig angeordneten Seen (Plitwitzer Seen) führen kann.

Entsprechend dem Rhythmus der Jahreszeiten erfolgt auch das Travertinwachstum in “Jahresringen” wie das folgende Foto zeigt

Schluss mit Theorie – ab hier sollen jetzt im Wesentlichen Bilder sprechen:

Nationalpark Krka:

Die Wasserführung des Flusses Krka im Unterlauf ermöglicht es, den Nationalpark mit kleineren Ausflugsschiffen zu erreichen.

Hier Fotos vom untersten Wasserfall. Bei einigen sind deutlich sind die flachen Travertinbecken zu erkennen. Das letzte Bild der Gruppe zeigt knapp unter der Wasseroberfläche eine künftige Kaskade im Aufbau.

Besucht man den Nationalpark auf dem Landweg so ist vom Eingang bis zum Wasserfall ein Pendelbusdienst eingerichtet. Die Benutzung ist im Eintrittspreis inbegriffen. Die Busfahrt beträgt etwa 3 km. Es gibt aber einen etwa 800 m langen Fußweg, den man wegen der Aussichten zumindest in eine Richtung benutzen sollte – am besten zu Beginn bergab und nicht wie wir am Ende bergauf. Außerdem werden Bootstouren flussauf angeboten, die allerdings nicht im Eintrittspreis inbegriffen sind.
Zumindest in der Hauptsaison sollte man den Park möglicht früh am Morgen besuchen, einen Rat, den wir zum Glück auch schon bei den Plitwitzer Seen befolgten, gegen Mittag kommen die Reisebusse und es wird eng.

Nationalpark Plitvička jezera (Plitwitzer Seen):

Dieser Nationalpark ist UNO Weltnaturerbe und das zu Recht – für Naturliebhaber ein Muss. Wir waren beim ersten Besuch so begeistert, dass wir ihn am Folgetag noch mal betraten. Anders als bei Krka hat hier der Travertin bildende Fluss erst eine Schlucht geschaffen. Statt Flusskaskaden ist eine Reihe von terrassenförmig angeordneten Seen entstanden, die mit Wasserfällen verbunden sind. Einer der beiden größten wird sogar mit Elektrobooten befahren.

Ein genauerer Blick auf die Wasserfälle, lässt erahnen wie die Kalkkriställchen aus dem Wasser gefiltert und Travertin gebildet wird.


Auch auf dem Grund der Seen, an überfluteten Ästen und Stümpfen von Sträuchern lagert sich Kalk an.

Ähnlich wie beim Nationalpark Krka gilt auch bei den Plitwitzer Seen: “The early bird catches the worm.” – am Nachmittag wird es zumindest in der Hauptsaison verdammt voll.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

7 Kommentare

  1. Ich weiß zwar nicht ob das für den “Schatz im Silbersee” gilt, aber die Plitwitzer Seen dienten in der Tat als Kulisse für Karl-May-Filme.

  2. Hallo,

    wow, wow, wow! Ich bin begeistert von diesen Fotos! Wir fahren diesen Sommer ebenfalls nach Kroatien in den Urlaub. Es ist eine Tour quer durch Kroatien, Montenegro und Albanien geplant. Nach dem ich heute durch Zufall auf diesen Blog-Beitrag gestoßen bin, sind diese beiden Nationalparks nun auch auf der Liste an möglichen Zielen gelandet. Es ist toll, wenn man Freizeit und Arbeit verbinden kann – auf meiner Homepage sieht man, wie der Travertin dann weiter verarbeitet zu Fliesen aussieht. Mich würde interessieren, ob man den Stein in den Travertin-Terrassen auch vom Boot heraus erkennen würde – auf den Fotos war das leider nicht zu sehen.

    Die Fotos stehen ja unter einer CC-Lizenz, schließen aber eine kommerzielle Nutzung aus. Dürfen wir sie in unserem Firmen-Blog zeigen oder stellt das schon eine kommerzielle Nutzung dar?

    Vielen Dank für eine Antwort und auch nochmals ein großes Dankeschön an den Fotografen!
    Oliver

  3. @ Oliver

    Leider hast du deinen Homepage URL nicht angegeben, so dass niemand dir folgen kann. Was die Anfrage nach den Fotos angeht, so leite ich sie an den Autoren des Beitrages weiter. Er wird sich dann hoffentlich bei dir melden.

  4. An Oliver

    Hallo Oliver,
    bitte melde Dich bei mir:

    Email:
    tepui.geoversum [at] yahoo [dot] de

    Was die Verwendung der Bilder angeht werde ich die CC Lizenz sicherlich großzügig interpretieren, schließlich willst Du mit den Bildern ja keinen Handel treiben.

  5. @ Ries

    Gunnar, er hat im URL auf eine Webseite verwiesen, aber es ist leider keine HP, sondern ein kommerzieller Shop für Fliesen und solche URLs nehme ich hier immer raus. Ich habe Dir aber vorhin eine E-mail geschrieben, da ist auch der URL zur Seite.

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