Berichte aus Guangzhou

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In nicht einmal dreizig Jahren haben sich Fischerdörfer in Millionenstädte gewandelt. Auf dem Papier mag diese Entwicklung zwar nachvollziehbar zu sein, stellt in der Wissenschaft aber ein Phänomen der besonderen Art dar. In mehreren Artikeln habe ich bereits über die Entwicklung Chinas geschrieben, aber die Informationen nur aus der Literatur bekommen. Das ändert sich ein wenig. Im Rahmen meiner Promotion habe ich den langen Weg ins Perlflussdelta unternommen, um die Entwicklung hier genauer zu betrachten. Ich befinde mich in der Hauptstadt von Guangdong, die Guangzhou heißt. Im Westen ist diese Stadt unter dem Namen Kanton bekannt.

Von meinem Hotelzimmer habe ich einen Überblick über den Perlfluss. Die Stadt bietet eine Skyline, die vergleichbar mit der Londons oder Frankfurt ist. Der Unterschied zu den beiden oben genannten Städten ist, dass es hier im Perlflussdelta so weitergeht, wie bisher. Die Baustellen sind immer noch voll unter Betrieb, und dass obwohl die Produktions im Perlflussdelta um fast einem Drittel eingebrochen ist. Dennoch sehen die Menschen dieser Region die Zukunft positiv. Das staatliche Konjunkturprogramm der Volksrepublik Chinas spült viel Geld in die Region. Neue Infrastrukturprojekte entstehen innerhalb kürzester Zeit. So plant die Regierung eine gewaltige Brücke über den Perlfluss, um die Städte Hong Kong und Macau zu verbinden. 

Gleichzeitig nutzt die Provinzregierung die Wirtschaftskrise, um dreckige Fabriken zu schließen. Das Thema Umweltschutz ist überall präsent. Jede Institution wirbt mit einem Umweltbeauftragten. Ob dieses purer Aktionismus ist, oder wirklich eine Veränderung andeutet, ist schwer zu sagen. Die gefühlte Luftqualität in Guangzhou soll sich jedoch in den letzten Jahren stark verbessert haben. Ein Schritt hin, um China umweltfreundlicher zu gestalten? Ja und Nein. Die dreckigen Fabriken werden höchstwahrscheinlich verlagert, um ländliche Regionen und strukturschwache Städte zu entwickeln.

In den kommenden Tagen erfahre ich mehr. Morgen stehen Firmenbesichtigungen in Shunde an, einem Vorort von Guangzhou.

Eine Vorahnung hat sich aber voll bewahrheitet. Die Große Firewall der chinesischen Regierung ist voll aktiv. Mein geplanter Twitterstream läßt sich nicht verwirklichen, da Seiten wie Twitter und Facebook gesperrt sind. Auch regierungskritische Seiten lassen sich aus China nicht erreichen. Glücklicherweise habe ich auf Wissenslogs vollen Zugriff. Weiteren Berichten steht also nichts mehr im Wege.

 

Skyline von Guangzhou

 

 

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Meine Name ist Stefan Ohm und ich bin Geograph. Vor meinem Studium habe ich eine Ausbildung zum Fachinformatiker absolviert und danach bei Electronic Data Systems (EDS) als Lotus Notes Entwickler gearbeitet. Während meines Studiums in Hannover führte mich mein Weg zur Texas State University in San Marcos (USA) sowie zur University of Bristol (UK). Darüber hinaus absolvierte ich zwei Praktika bei NGO’s in Neu Delhi (Indien), mit dem Ziel Entwicklungsprozesse vor Ort genauer zu betrachten und damit ein besseres Verständnis über diese zu erhalten. Promoviert habe ich über den Strukturwandel im Perlflussdelta und Hongkong (China) an der Justus Liebig Universität in Gießen.

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