Exoplanet CoRoT-9b: Freak oder nicht Freak?

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An dieser Stelle schnell ein kurzer Glückwunsch an Sciencebloggerin Ludmila Carone von Hinterm Mond gleich links. Ihr neuestes Paper ist nämlich gerade in Nature publiziert worden – es handelt vom neu entdeckten Exoplaneten CoRoT-9b, der im Sternbild Schlange seine Kreise zieht. Die Details hat Ludmila in ihrem Blog zusammengefasst.

Bild: Instituto de Astrofisica de Canarias

Der Planet ist gleich in zweierlei Hinsicht bemerkenswert: Zum einen gehört er zu den nach wie vor sehr wenigen Exoplaneten, die mit der Transit-Methode entdeckt wurden und für die man deswegen Masse und Größe recht zuverlässig angeben kann (weil man anders als bei anderen Methoden die Bahnebene kennt). Das gute Stück ist von seinem Zentralstern etwa so weit entfernt wie Merkur und ist ungefähr so groß und schwer wie Jupiter.

Damit ist CoRoT-9b nicht nur der am weitesten von seinem Zentralgestirn entfernte Planet, der je mit der Transitmethode entdeckt wurde, sondern wird auch weithin als der erste Planet gefeiert, der zumindest so in etwa mit den Planeten unseres Sonnensystems vergleichbar ist. Das zeigt allerdings vor allem, was für eine Freakparade von Himmelskörpern die Exoplanetologie bisher so ausgegraben hat. 

Mit seiner geringen Bahnexzentrizität, den dank seiner Entfernung zum Stern recht moderaten Oberflächentemperaturen und seiner Umlaufzeit von immerhin 95 Tagen ist dieser Planet unserem System immerhin ähnlicher als die Vorgänger, die sämtlichst praktisch auf der Sternoberfläche umherrollen und Temperaturen an die 1000 Kelvin erreichen. Allerdings hat er mit unserem Jupiter auch nur Masse und Größe gemeinsam – der ist mehr als zehnmal so weit von der Sonne entfernt und umrundet sie in zwölf Jahren ein einziges Mal.

Es ist also noch gar nicht klar, ob man hier etwas gefunden hat, was uns bekannt vorkommen sollte. Die Antwort darauf kann letztendlich nur die Zusammensetzung der Gashülle geben: Sind uns die enthaltenen Stoffe vertraut und in den erwarteten Mengen vorhanden – oder hat der Satellit CoRoT wieder eine neue Sorte von Freak aufgetan?

7 Kommentare

  1. Wer ist hier der Freak?

    Ein Kollege hat letztens gemeint, dass etwa 5-10% aller Sterne heiße Jupiter zu haben scheinen. Die Frage ist also. Wer ist hier der Freak?
    Die hot jupiters?
    Oder wir?
    Runde Bahnen scheinen auch nicht so häufig vorzukommen.
    Die Umlaufbahnen der Planeten müssen nicht mal senkrecht zur Rotationsachse ihrer Sterne stehen. Die Messungen der letzten Jahren (Rossiter-McLauglin-Effekt) zeigen keine Bevorzugung dieser Konfiguration.

    Ich denke, wir werden in den nächsten Jahren da einiges überdenken müssen 😉

  2. Auswahleffekte

    Mit dem Finden von Exoplaneten ist das ja nunmal so eine Sache. Massereiche Planeten (unter dem richtigen Inklinationswinkel) gehen der Radialgeschwindigkeitsmethode am leichtesten in die Falle. Und auch Transits findet man nunmal leichter, wenn sie häufiger stattfinden (und durch größere Planeten nahe am Stern verursacht werden). Klarer Vorteil also für die Hot Jupiters.

    Gerade deshalb finde ich CoRoT-9b aber auch bemerkenswert. Denn daß man da gerade man 145 Tage hingeguckt hat bei einer Umlaufdauer von 95 Tagen heißt ja, daß in den CoRoT-Daten selber gerade mal zwei Transits stecken können. Und weil sich CoRoT-9b dann doch im Vergelich zu den anderen Transit-Planeten die man so kennt ziemlich weit weg vom Stern befindet, dürften die beiden Bedeckungen auch nicht ganz leicht aus den Daten zu fischen sein.

    Aber zurück zu dem was wir denken daß das Otto-Normal-Planetensystem ist: Der größte Auswahleffekt wie Ludmila ja auch schon sagt ist unser Habitus, daß das Sonnensystem bitteschön der Normalzustand zu sein hat. Das führte schließlich dazu, daß man in den ersten Jahren der Exoplanetensuche praktisch ausschließlich sonnenähnliche Sterne unter die Lupe nahm – nur um dann festzustellen, daß man halt erstmal die nicht-sonnensystemähnlichen Planetensysteme einsammelt.

    Inzwischen gibt es einen ganzen Zoo von Exoplaneten: Groß, klein, gut durchgegrillt oder eiskalt, auf kometenähnlichen Umlaufbahnen oder perfekten Kreisen. Was der Normalzustand ist, wissen wir aber noch nicht. Dafür reichen 400 Stück bei weitem nicht aus, besonders wo wir doch wissen daß uns die erdähnlichen noch fehlen.

  3. Exoplanet CoRoT-9b..

    Guter, Interessanter Beitrag!
    Hab mir mal noch weitere Informationen durch gelesen.
    Ist ein wichtiges Thema finde Ich..
    Werde Ich mich mal weiterhin mit beschäftigen..
    gruß,
    Anne

  4. Auswahleffekte…

    @Ludmila, Carolin:
    Ich frage mich gerade, wie die Entdeckungswahrscheinlichkeit mit dem Alter des Systems zusammenhängt, bzw ob ältere Systeme vielleicht “ruhiger” sind und deswegen schwerer entdeckt werden können. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass so ein heißer Jupiter fünf Milliarden Jahre überlebt.

  5. Genau anders herum

    Ältere Objekte sind leichter zu entdecken als junge, gerade weil der Stern nicht herumzappelt und das Planetensignal verdeckt. Das mit dem Alter vs Überlebbarkeit ist übrigens Teil meiner Arbeit und sagen wir mal so: Wir kommen jetzt so langsam hin, dass wir ne halbwegs vernünftige Statistik machen können. Leider ist das Alter von Sternen notorisch schlecht bestimmbar. Ich hab hier Exemplare da steht dann als Alter 3 (-2+5) Gyr. Ist also schwierig weil der Stern sich kaum verändert, wenn er seiner Jugendphase entwächst.

  6. Da kann man nur hoffen!

    Na, dann auch mal mein Glückwunsch zum Fund. Natürlich drücke ich auch die Daumen, dass es keine Messfehler gab!

    Lieben Gruß,
    Dennis

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