Bunte Hunde und Schmerzempfinden

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Bierologie
Da ich mich momentan mitten im Umzug befinde (Der Inhalt meiner Schränke ist bereits in Wiesbaden, die Möbel stehen noch in Münster), fehlt mir momentan die Muße für ausufernde Blogartikel. Trotzdem möchte ich kurz auf 2 ganz spannende Veröffentlichungen, die bei mir hängen geblieben sind, hinweisen. Zum einen geht es mal wieder um fluoreszierende Hunde. Und zum anderen geht es darum wie die Selbstwahrnehmung unser Schmerzempfinden beeinflusst. Und vielleicht finde ich ja auch, während ich den Text schreibe, noch eine geschickte Überleitung.

Vor gut 2 Jahren hatten wir bei der Bierologie kurz über transgene Hunde berichtet. Unter dem wohlklingenden Namen Ruppy wurde ein Beagle, in den das Red Fluorescent Protein eingebracht wurde, vorgestellt. Mit passendem Licht angeregt leuchteten die Krallen und Ballen von Ruppys Pfoten. Das gleiche Team hat nun eine Folge-Veröffentlichung präsentiert: Fluoreszierende Hunde mit einem An/Aus-Schalter. Dazu hat man in diesem Fall das Green Fluorescent Protein mit der tetracycline-controlled transcriptional activation verwendet, genauer gesagt das Tet-On-System. Dadurch wird das GFP nur dann überhaupt ausgebildet, wenn im Organismus gleichzeitig auch das Antibiotikum Doxycycline vorhanden ist. Wofür man das, gerade in den Hunden, produktiv verwenden kann? Keine Ahnung, aber die Autoren behaupten natürlich, dass man damit besser Tiermodelle für menschliche Krankheiten erstellen kann. In wie weit das so stimmt sei mal dahin gestellt, aber Hunde die auf Knopfdruck auf Medikamentengabe hin anfangen zu fluoreszieren, wie cool ist das bitte (vermutlich ist es auch das, was die Autoren sich eigentlich dachten)?

In der zweiten Veröffentlichung geht es ums menschliche Schmerzempfinden. Erst einmal können Schmerzen natürlich auf ganz verschiedene Arten entstehen: Durch äußere Reize, wie die Hand auf der heissen Herdplatte. Dazu kommen dann noch so schöne Dinge wie der chronische Schmerz, die der Körper von sich aus, ohne Aussenreiz, aussendet (Rückenschmerzen sollen dafür ja ganz beliebt sein) oder Sonderfälle wie der Phantomschmerz. Londoner Psychologen haben vor kurzem ein nettes Experiment vorgestellt, dass sich mit der Wahrnehmung von Schmerz, ausgelöst durch äußere Reize, beschäftigt. Und dazu haben sie 18 Testpersonen die Hand auf die heisse Herdplatte gelegt.

Na gut, das war übertrieben, der Versuchsaufbau war doch leicht anders. Sie haben die Probanden so vor einen Spiegel gesetzt, dass sie in diesem auf ihre rechte Hand geschaut haben. Allerdings so, dass es aussah, als wäre es die linke Hand. Durch den Spiegel wurde die Hand auch entweder in Originalgröße, verkleinert oder vergrössert dargestellt. Unter der (echten) linken Hand wurde dann eine Art Herdplatte, deren Temperatur langsam ansteigt, installiert. Die Probanden sollten dann, per Fusstaster, mitteilen, wenn er Schmerzen spürt. Dabei gab es schon einen ganz spannenden Trend: Je größer die Hand durch den Spiegel dargestellt wurde, desto höhere Temperaturen waren nötig, damit die Probanden sagten, dass sie Schmerz empfinden.

Gleichzeitig wurde bei manchen Durchgängen die rechte Hand (also jene die von den Personen im Spiegel gesehen wurde) durch einen ausreichend großen Holzblock verdeckt. Die Probanden schauten also auf den Holzklotz und mussten wieder mitteilen wann der Zeitpunkt erreicht ist, bei denen sie Schmerzen spüren. Die Größe des Holzblocks machte dabei keinen Unterschied für das Schmerzempfinden. Allerdings zeigte sich, dass die Versuchspersonen ,als sie den Holzklotz sahen, bei geringeren Temperaturen Schmerz empfanden als wenn sie ihre Hand sahen.

Falls ihr also das nächste mal beim Arzt wieder Angst vor den Schmerzen wegen der Spritze habt: Nicht wegschauen, sondern durch die Lupe betrachtet hinschauen. Und das mit der coolen Überleitung vergessen wir dann auch mal.

Kim, M., Oh, H., Park, J., Kim, G., Hong, S., Jang, G., Kwon, M., Koo, B., Kim, T., Kang, S., Ra, J., Ko, C., & Lee, B. (2011). Generation of transgenic dogs that conditionally express green fluorescent protein genesis DOI: 10.1002/dvg.20737

Mancini, F., Longo, M., Kammers, M., & Haggard, P. (2011). Visual Distortion of Body Size Modulates Pain Perception Psychological Science DOI: 10.1177/0956797611398496

Abbildungen: Aus den entsprechenden Publikationen

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Veröffentlicht von

Bastian hat seinen Bachelor in Biologie in nur 8 statt 6 Semestern abgeschlossen. Nach einem kurzen Informatik-Studiums-Intermezzo an der TU Dortmund hat es ihn eigentlich nur für ein Stipendium nach Frankfurt am Main verschlagen. Dort gestrandet studiert er dort nun im Master-Programm Ökologie und Evolution. Zumindest wenn er nicht gerade in die Lebensweise der Hessen eingeführt wird. Neben seinen Studiengebieten bloggt er über die Themen, die gerade in Paperform hochgespült werden und spannend klingen.

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