Gangs, Gene und Gewalt

BLOG: Fischblog

Wissenschaft für alle
Fischblog

Es ist eine zentrale Prämisse des Rechtsstaates und seiner Justiz, dass kein Mensch kriminell geboren ist, sondern frei ist, sich für oder gegen bestimmte Handlungen zu entscheiden. Darauf fußen zentrale Begriffe wie Schuld, Verantwortung und natürlich auch Rehabilitation.

Die Anzeichen mehren sich jedoch, dass gewalttätiges Verhalten eine erbliche Komponente hat. Es scheint inzwischen belegt zu sein, dass Defekte des Gens für Monoaminoxidase A (MAOA) mit einer höheren Gewaltneigung verbunden sind. Eine Mutation im Gen verursacht zum Beispiel das sehr seltene Brunner-Syndrom, das mit höherer Aggressivität und leichten geistigen Behinderungen einhergeht.

Gendefekte sind eine Sache, allerdings hat sich gezeigt, dass auch einige weit verbreitete Varianten des Gens mit gewalttätigem oder antisozialem Verhalten bei Jugendlichen zusammenhängen. Träger solcher Allele sind, zeigt eine aktuelle Studie, signifikant häufiger in Gangs aktiv. Und sie greifen wesentlich häufiger zur Waffe.

Es gibt prinzipiell zwei Sorten von MAOA-Genen, solche mit hoher Aktivität und solche mit niedriger Aktivität. Sie unterscheiden sich  in der Anzahl der Wiederholungen einer bestimmten Gensequenz in der Promoterregion, die darüber entscheidet, wie häufig so ein Gen ausgelesen und in das Protein übersetzt wird. Es sind die MAOA-Gene niedriger Aktivität, die mit Gewalt verknüpft sind. Über 42% aller männlichen US-Amerikaner tragen ein entsprechendes Allel.

Die Untersuchung bedient sich der Daten aus einer größeren US-amerikanischen Gesundheitsstudie.  2500 Jugendliche wurden über einen Zeitraum von sieben Jahren mehrmals interviewt und lieferten Zellmaterial zur Genanalyse ab. Das Ergebnis: Jugendliche mit niedriger MAOA-Aktivität sind mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit in einer Gang. Und Gangmitglieder mit niedriger MAOA-Aktivität benutzten viermal so häufig Waffen im Kampf wie andere Gangmitglieder.

Auf die genauen Zahlen würde ich jetzt nicht so viel geben. Nur etwa 3,5% der Befragten waren in einer Gang (ein recht normaler Wert für solche Umfragen), insofern basieren diese Zahlen auf nicht mehr als ein paar Dutzend Individuen. Der Trend ist allerdings klar: Es gibt eine genetische Neigung zur Gewalt und sie ist sogar recht weit verbreitet.

Die Frage ist nur: Was fangen wir mit diesem Wissen an?

Beaver, K., DeLisi, M., Vaughn, M., & Barnes, J. (2009). Monoamine oxidase A genotype is associated with gang membership and weapon use Comprehensive Psychiatry DOI: 10.1016/j.comppsych.2009.03.010

4 Kommentare

  1. Na ja, erst mal zur Kenntnis nehmen und weiterforschen. Dass Aggression auch zum Gen-Pool der Menschen gehört, ist nun wirklich nicht überraschend, dass sie nur von MAOA gesteuert wird, eher unwahrscheinlich.

  2. D.h. wir lösen das ethische Problem elegant indem wir uns auf den Standpunkt stellen, wir wüssten noch nicht genug. Auch ne Variante. Würde uns einigen Ärger ersparen, wenn wir das immer so hielten.

  3. “Maßgeschneiderter” sozialer Umgang

    So wie es an der Genetik entlang maßgeschneiderte Arzneimitteltherapien gibt und immer mehr geben wird in der Gesellschaft, so wird man auch im sozialen Bereich immer “maßgeschneiderter”, also verständnisvoller mit der Andersartigkeit seiner Mitmenschen umgehen.

    Man wird z.B. feststellen, wie WESENTLICH negative frühkindliche Erfahrungen sind insbesondere dann, WENN das Kind Träger solcher Verhaltensgene ist. Man wird sich solche Kinder künftig viel zielgenauer in der Erziehung heraussuchen können und auf die Problematik eingehen können. Und so vieles andere mehr.

  4. Was anfangen?

    Na, ist doch logisch. Schäfchenzucht. Also:
    Bei den Feinden der USA: Biokonverter.
    Bei den “Verbündeten”: Sterilisation / Abtreibung.
    In den USA: Gezielte Aufzüchtung für Armee, Polizei sowie den Nachwuchs der politische Klasse und des führenden Managements.

    Da dies auch andere Freunde der Marktwirtschaft für ihr Einflußgebiet so zu halten wünschen werden:
    Nüschte außerhalb Afrikas und vielleicht ein paar Testläufen in Mexiko, Haiti, Australien und auf moslemischem Gebiet.

Schreibe einen Kommentar